Heft 2 / 2010: "offenes Heft" (SOLD OUT)

Bernadette Kneidinger

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Die Konstruktion nationaler Identität in der österreichischen und Schweizer Sportberichterstattung – eine qualitative Inhaltsanalyse zur Fußball-Europameisterschaft 2008

Nationale Identitäten haben auch im Zeitalter einer zunehmenden Globalisierung nicht an Bedeutung verloren. Besonders deutlich wird dies bei sportlichen Großveranstaltungen wie Olympischen Spielen oder Fußball-Weltmeisterschaften bzw. Fußball-Europameisterschaften. Die Medienberichterstattung über diese Ereignisse ist von einer starken Betonung nationaler Identität geprägt, der sportliche Wettkampf wird zu einem Wettkampf zwischen den Nationen, die SportlerInnen werden zu nationalen HeldInnen hochstilisiert. Im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse der medialen Berichterstattung in einer österreichischen und einer Schweizer Boulevardzeitung zur FußballEuropameisterschaft 2008 wird gezeigt, wie in den beiden Ländern auf unterschiedliche Weise nationale Identität aktualisiert wird und welchen Stellenwert dabei der Aspekt des Multikulturalismus der eigenen Nation einnimmt.

National Identity Construction in Austrian and Swiss Sports Media
Coverage – a Qualitative Content Analysis of the European Football Championship 2008

National identities have not lost their importance, even not in an era of globalization. This is particularly obvious for major sport events like the Olympic Games or the Football World Cup, respectively the European Football Championship. Media coverage of these events incorporates a major emphasis focusing on national identity, sportive competition turns into a competition between nations and athletes receive a status of national heroes. The qualitative content analysis of media coverage of an Austrian and a Swiss popular newspaper during the European Football Championship 2008 shows how media, in these two countries, construct national identity differently and what the status of multiculturalism is for the own nation.

Alexandra Lamprecht

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Bedingung oder Bereicherung? Nichtstaatliche AkteurInnen in der Offenen Methode der Koordinierung zur sozialen Eingliederung in Österreich

Die Partizipation von Nichtregierungsorganisationen in neuen Formen europäischen Regierens wie der Offenen Methode der Koordinierung zur sozialen Eingliederung (OMK) weckt seit dem Jahr 2000 Erwartungen – nicht nur bei PolitikwissenschafterInnen oder AkteurInnen auf europäischer Ebene, sondern auch bei jenen, die davon auf nationaler Ebene direkt betroffen sind: politische und administrative EntscheidungsträgerInnen sowie teilnehmende Nichtregierungsorganisationen (NRO) selbst. Während jedoch NRO eine gleichberechtigte Einbindung fordern, steht für das österreichische Sozialministerium der Wunsch nach kontinuierlicher Bereitstellung detaillierter Expertise im Vordergrund. Dieser Artikel gibt Einblick in die Praxis der Einbindung von Nichtregierungsorganisationen in diese OMK und beantwortet am Beispiel Österreichs die Frage, inwieweit die beiden unterschiedlichen Erwartungshaltungen erfüllt werden und welche Faktoren dies letztendlich bestimmen.

Condition or Enrichment? Non-governmental Actors in the Open Method of Co-ordination for Social Inclusion in Austria 

The participation of non-governmental organizations (NGOs) in the new modes of European governance, such as the open method of coordination for social inclusion (OMC), has raised expectations after 2000 – not only of political scientists and actors at the European level, but also of those who are being directly affected at the national level: political and administrative decision-makers and the non-governmental organizations (NGOs) that take part. Yet, the Austrian Ministry of Social Affairs and the involved NGOs have a different understanding of the role that NGOs should play: while the ministry seeks primarily the specific NGO expertise, the NGOs demand an equal integration in the national coordination process. This article provides insight into characteristics and mechanisms of NGO participation in the Austrian OMC process and answers the question, to which extent these two different expectations are being realized, but also influenced by which factors.

Theresia Oedl-Wieser

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Umsetzung von Gender Mainstreaming in der ländlichen Entwicklung in Österreich – Versäumnisse und Perspektiven

Die ländliche Entwicklungspolitik hat in Österreich seit dem EU-Beitritt 1995 eine politische und monetäre Aufwertung erfahren. In der laufenden Förderperiode (2007­ bis 2013) stehen diesem Politikbereich rd. 8 Mrd. Euro zur Verfügung. Im folgenden Beitrag wird diskutiert, inwieweit die ländliche Entwicklungspolitik und ihre Förderinstrumente mehr Verteilungsgerechtigkeit, Chancengleichheit und Gleichstellung von Frauen und Männern im ländlichen Raum herbeiführen können. Am Beispiel des geschlechterpolitischen Ansatzes »Gender Mainstreaming«, der die Einbindung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in sämtliche politische Konzepte und Maßnahmen der Europäischen Union vorsieht, wird dargestellt, wie dieses Instrument im Bereich der ländlichen Entwicklung ein- und umgesetzt worden ist und welche Auswirkungen es bisher auf die Weiterentwicklung der Geschlechterverhältnisse im ländlichen Raum gehabt hat und in Zukunft haben kann.

Implementation of Gender Mainstreaming in the Rural Development of Austria – Neglects and Perspectives

Since the accession of Austria to the European Union in 1995, rural development policies have become increasingly important, both in political and in financial aspects. In the current program period (2007-2013), 8 billion Euro will be spent on rural policy measures in Austria. This article analyzes, to which extent rural development policy and its instruments have the potential of transforming the gender-relations in favor of more equality. Considering the strategy of »gender mainstreaming«, interested in implementing gender equality in all political concepts and measures of the European Union, it will be discussed, how comprehensively this strategy has been realized in the rural development policies of Austria and which impacts it had and possibly will have for the progressive promotion of gender-relations in the rural areas.

Karin Sardadvar

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»Wir lassen es jetzt drauf ankommen« – Deutungen von Empfängnisverhütung am Beispiel späten Kinderwunsches

Der Artikel widmet sich symbolischen Deutungen der Empfängnisverhütung im Kontext späten Kinderwunsches. Auf Basis einer qualitativen Deutungsmusteranalyse zum Thema »späte Mutterschaft« werden drei empirische Beispiele für Bedeutungszuschreibungen an die Verhütung präsentiert und unter Rückgriff auf ein interpretatives Verständnis von Verhütung sowie auf Ansätze aus der Familiensoziologie analysiert. Beispiel eins ist der erstmalige Verzicht auf Verhütung in einer Partnerschaft und dessen Interpretation als symbolische Zustimmung des Partners zu einer Familiengründung. Beispiel zwei ist die Deutung des »Es-drauf-Ankommen-Lassens«, die als Ausdruck der Komplexität der Entscheidung für eine Familiengründung verstanden werden kann. Beispiel drei ist die Wiederaufnahme der Verhütung nach einer Phase unerfüllten Kinderwunsches, die einen klaren Schlussstrich für diese Phase symbolisieren kann und zudem Aufschluss über Konstruktionen von Altersgrenzen für die Mutterschaft gibt.

»Taking a Chance« – The Understanding of Contraception in Context of the Desire to Have a Child in Advanced Age

This article deals with symbolic interpretations of contraception in context of the desire to have a child in advanced age. Based on a qualitative analysis of »late motherhood«, three empirical examples are being presented. They are discussed by drawing on an interpretative understanding of contraception as well as on approaches from family sociology. The first example is to interpret the first-time unprotected sexual intercourse as the partner’s symbolic approval for having a child. The second example is to refer to »taking a chance« by discontinuing the use of contraception, which can be understood as a manifestation for the complexity of establishing a family. The third example is to resume taking contraceptives after a phase of an unfulfilled desire to have children, which may communicate a final point for this phase and gives information on the construction of age limits for motherhood.

Michael Huber

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Zum Sozialprestige von Musikstilen in Österreich – Diskussion der Problematik von Musikpräferenzerhebungen anhand ausgewählter Ergebnisse der Studie »Wozu Musik?«

Bevölkerungsbefragungen zur Musikpräferenz leiden unter Antwortverzerrungen aufgrund kultureller sozialer Erwünschtheit: Musik mit hohem Sozialprestige wird tendenziell wichtiger eingeschätzt, als es dem gelebten Musikkonsum entspräche. Die Studie »Wozu Musik? Musikalische Verhaltensweisen, Vorlieben und Einstellungen der Österreicher/innen« hat u. a. dieses Phänomen herausgearbeitet. Eine Beurteilung der Musikstilfelder aus unterschiedlichen Perspektiven kommt dabei überraschend zum Ergebnis, dass sowohl zeitgenössische als auch klassische Kunstmusik vom Effekt sozialer Erwünschtheit weitgehend unbeeinflusst sind. Der zweite, das österreichische Musikleben beherrschende, große Bereich der Volksmusik und des Schlagers hingegen erfährt eine Geringschätzung, die der Position als eigentlich beliebtestem Stilfeld der Österreicher/innen in keiner Weise gerecht wird.

Social Prestige of Music Styles in Austria – Discussion of the Questionability of Music Preference Surveys Based on Selected Results of the Study »Wozu Musik?«
(»Why Music?«)

Surveys on music preferences often suffer from biased responses due to cultural social desirability. There is a trend to estimate music with a high social prestige to be more important than would be inferred from actual musical consumption. The study »Wozu Musik? Musikalische Verhaltensweisen, Vorlieben und Einstellungen der Österreicher/innen« (»Why Music? Music Behaviour, Preferences and Attitudes of the Austrians«) identified this phenomenon (among others). Surprisingly, the assessment of various music styles from different perspectives shows that both contemporary as well as classical art music are mostly unaffected by such phenomena of social desirability. German language folk music, however, the second dominant field of Austrian musical life, is being graded lower, even though it represents the most popular music style for the Austrians.