Heft 1 / 2002: "Stadtkultur und Stadtentwicklung"

Friedhelm Kröll

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Stadt. Max Webers Ortsbestimmung

Der Beitrag befasst sich mit Max Webers Ortsbestimmung der Stadt im Kontext seiner Rekonstruktion der Sonderentwicklung der okzidentalen Kultur. Für Weber ist mit der okzidentalen Stadt des Mittelalters ein zentraler Faktor für die spezifische Ausprägung der westlichen Moderne bezeichnet. Weber thematisiert die mittelalterliche Städte-Emanzipation als Vorspiel zum neuzeitlichen Markt- und Erwerbsbürgertum, urbanen Individualismus, modernen Nationalstaat und demokratischen Legitimationsprinzip politischer Herrschaft.

Heide Tebbich

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Stadt und (Jugend-)Kultur. Jugendliche als Zielgruppe und Akteure städtischen Wandels

Im Zuge der sozialen Aufwertung innenstadtnaher Wohngebiete und Konsumzonen in europäischen und US-amerikanischen Städten in den letzten beiden Jahrzehnten werden städtische Konsum-, Freizeit- und Kulturangebotezunehmend auch auf ein jugendliches und jung-erwachsenes Publikum hin ausgerichtet. Jugendliche profitieren also in gewisser Hinsicht von gegenwärtigen Prozessen städtischen Wandels. Die (Wieder-) Eroberung und Belebung von öffentlichem Raum durch Jugendliche erfolgt aber auch durch jugendkulturelle Präsenz in den Straßen (z.B. durch Streetpartys) oder Straßensport (Inline Skaten, Skate Boarden, Street Basketball). Eine negative Konsequenz der kulturellen und ökonomischen Aufwertung von Stadtgebieten bzw. ihrer kulturellen Ausrichtung auf ein junges Publikum ist jedoch, dass einkommensschwächere StadtbewohnerInnen sowohl aufgrund steigender Mietpreise in den Innenstadtgebieten als auch kulturell an den Stadtrand verdrängt werden. Vor allem künstlerische Avantgarde, Kulturindustrie und Jugendkultur spielen in diesen Verdrängungsprozessen nicht selten sogar eine Pionierfunktion. Zunehmend ausgeschlossen werden aber auch unerwünschte Gruppen wie Obdachlose, Bettler oder marginalisierte/ unangepasste Jugendliche, die dem Klischee der sauberen und sicheren Stadt widersprechen.

Angelika Psenner

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„Also unten ist’s schön und oben ist’s Bibione“. (Visuelles) Wahrnehmen im urbanen öffentlichen Raum 

Das Bild einer Stadt wird – auch – durch die öffentlichen Räume ihrer Straßen und Plätze definiert. Diese spielen eine wichtige Rolle im Zusammenleben der Menschen, sie sind die frei zugänglichen Orte, wo Menschen in ihrem Alltagsleben zusammentreffen. Ob und inwieweit Architektur und Planung Einfluss auf Gestalt und „Aussage“ dieser Räume nehmen, wird hier anhand einer empirischen Studie diskutiert, die sich der Wahrnehmung eben dieses städtischen Raums durch seine BenutzerInnen widmet. Da für die Abwicklung des Projekts ein innovatives Forschungsdesign ausgearbeitet und umgesetzt wurde, wird im vorliegenden Artikel dem Forschungsinstrumentarium besondere Aufmerksamkeit geschenkt.

Klaus-Peter Pötzlberger / Robert Lechner

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Wiener Wohnträume und der innovative Wohnbau zur Jahrtausendwende

Welche Wohnbedürfnisse werden die WienerInnen im Jahr 2020 haben? Kann der aktuelle innovative Wohnbau (etwa in Form von Niedrigenergiebauten, autofreien Wohnsiedlungen, Selbstbauprojekten) eine Antwort darauf geben? Orientiert an diesen Themen befragte ein Team des Österreichischen Ökologie-Instituts in Zusammenarbeit mit dem Österreichischen Wohnbund im Projekt „wohnträume“ über 500 BewohnerInnen von fünf innovativen Wohnbauten. Ziel war und ist die Entwicklung von praxisorientierten Kriterien, Handlungsempfehlungen und Maßnahmenvorschlägen für Fördergeber und Bauträger zur Akzeptanz des innovationsorientierten Wohnbaus. Ausgangspunkt dafür ist eine zielgerichtete und detaillierte Auseinandersetzung mit von den BewohnerInnen definierten Qualitätskriterien. Während Standortfaktoren wie Urbanität, Erschließung des öffentlichen Verkehrs und Naherholungsmöglichkeiten sowie Objektkriterien wie Grundriss, Preis oder Tageslicht die entscheidenden Motive für den Wohnungskauf darstellen, wird nach dem Bezug der Wohnung dem Vorhandensein sowie der Qualität wohnungseigener Freiräume bzw. des Wohnumfeldes immer mehr Bedeutung geschenkt. Das Projekt „wohnträume“ belegt die These, dass es prioritäre „harte Qualitätskriterien“ im Wohnbau gibt, die unabhängig von der konkreten individuellen Schwerpunktsetzung unabdingbare Voraussetzungen für eine hohe Akzeptanz durch die betroffenen BewohnerInnen darstellen.

Florentina Astleithner

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Nachhaltige Stadtentwicklung. Einschätzung des Diskurs- und Handlungsfeldes im Wiener Kontext

Nachhaltige Entwicklung ist ein Diskurs- und Handlungsfeld, das sich im letzten Jahrzehnt global entwickelt hat. Dieser Diskurs ist aufgrund vielfältiger und sich gegenseitig verstärkender Problemlagen entstanden, für die nach Lösungsstrategien gesucht wird. Wie tiefgreifend die Diskussion geführt und welche konkreten Handlungen gesetzt werden, entscheidet sich in einer auf lokaler Ebene etablierten neuen Politikarena, in der sehr heterogene Akteursgruppen aufeinander treffen. Die über unterschiedliche (Definitions-) Macht verfügenden Interessengruppen ringen dabei nicht nur um die Durchsetzung ihrer je spezifischen Ziele - sie bewegen sich auch in einem Spannungsfeld zwischen der Anbindung der Aktivitäten an die gewohnten Politikmuster und dem Experimentieren mit neuen Kommunikations- und Handlungsformen. Lokale Umsetzungsbemühungen von nachhaltiger Entwicklung schließen demnach nicht nur an die internationale Debatte an, sondern entstehen vor dem Hintergrund einer spezifischen lokalen Kultur. Diese prägt das Handlungsfeld, was mit zwei Beispielen dargestellt wird: dem Wiener Klimaschutzprogramm und der Lokalen Agenda 21 Alsergrund.

Alexander Hamedinger

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Sozial-räumliche Polarisierung in Städten. Ist das „Quartiersmanagement“ eine geeignete stadtplanerische Antwort auf diese Herausforderung?

Ausgelöst durch einen momentan festzustellenden forcierten ökonomischen wie sozialen Wandel sind in vielen Großstädten Prozesse der sozialen Spaltung im Gange. Dieser Spaltungsprozess wird in der Literatur mit dem Begriff der sozial räumlichen Polarisierung erfasst. In diesem Beitrag wird auf unterschiedliche Beschreibungen dieser Prozesse innerhalb der Stadtsoziologie eingegangen, um dann anhand von zwei Fallbeispielen zu zeigen, dass die Effekte von im Polarisierungsprozess entstehenden sozial benachteiligten Quartieren auf ihre BewohnerInnen nicht eindeutig sind. Dies erschwert stadtplanerische Eingriffe und unterstützt die These, dass das Quartiersmanagement – verstanden als Instrument zur Förderung von zivilgesellschaftlichen Beteiligungs- und Kooperationsformen in sozial benachteiligten Quartieren – ein geeignetes stadtplanerisches Mittel ist, um solche Quartiere aufzuwerten.