Heft 3 / 2002: "Trends in den Medien"

Frank Hartmann

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Wissensgesellschaft und Medien des Wissens

Medien schaffen Bedingungen des Wissens, neue Medien verändern den Wissenserwerb. Der Beitrag geht zunächst auf diesen Zusammenhang ein, wobei anhand neuerer medientheoretischer Ansätze gezeigt wird, dass auch die aktuellen Veränderungen in einem breiten kulturgeschichtlichen Zusammenhang zu sehen sind. Sodann wird der Begriff einer Wissensgesellschaft auf Grundlage der neuen Informationsökonomie erörtert und mit historischen Bezügen diskutiert. Wie Computer und Internet als Basismedien in die Theoriebildung integriert werden können, wird anhand des medienanthropologischen Ansatzes gezeigt. Dabei folgt der Text der These, dass Kulturpessimismus nicht angesagt ist, da neue Medien nicht ursächlich Veränderungen hervorbringen, sondern eher selbst Produkte sind, die sich an einen veränderten Bedarf angepasst haben.

Paul Murschetz

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Film und Kino in Österreich. Entwicklungsstand und Perspektiven

Der vorliegende Artikel befasst sich mit dem Einfluss aktueller Veränderungen am österreichischen Kinomarkt auf die Vielfalt von Verwertungsmöglichkeiten für Kinofilme. Auf Basis von theoretischen Erklärungen zu den ökonomischen Rahmenbedingungen der Film- und Kinowirtschaft erfolgt eine aktuelle Bestandsaufnahme der spezifischen Situation des heimischen Kinomarktes und der Verwertungsmöglichkeiten des österreichischen Films unter veränderten Marktbedingungen. Es wird untersucht, ob kleinere Filmverleihe und Kinos durch den starken Verdrängungswettbewerb mit dominanten Verleihern und ihren großen Abspielzentren – in der Regel Multiplexe – unter erhöhten wirtschaftlichen Druck geraten. Die daraus resultierende zunehmende Wettbewerbsorientierung der österreichischen Kinobranche führt in weiterer Folge zu einer tendenziellen Gefährdung von Vielfalt im Abspiel insbesondere österreichischer Filme.

Martina Böse / Cornelia Kogoj

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Minderheiten und elektronische Medien in
Österreich. Von eingeschränkter Vielfalt an Öffentlichkeiten

In der Forschung zum Themenfeld Minderheiten und Medien hat sich der Schwerpunkt in den letzten Jahren von der Frage der Repräsentation und des Zugangs von Minderheitenangehörigen zur Medienproduktion in den Bereich der Medienrezeption verlagert. Fragen nach der Bedeutung von Medien für die Konstruktion von (migrantischer) Identität und der zunehmende transnationale Charakter von Medienlandschaften stehen im Zentrum der jüngeren Rezeptionsforschung (Busch 1999b; Cottle 2000). In Österreich ist dagegen selbst noch die Frage des Medienzugangs von Minderheiten nach wie vor nicht ausreichend beantwortet. Unser Artikel versucht eine Auseinandersetzung mit diesem Thema vor dem Hintergrund von Husbands Modell einer multiethnischen öffentlichen Sphäre. Weiters gehen wir auch auf die Rezeption von Medienangeboten durch MigrantInnen in Österreich ein.

Peter Filzmaier / Kathrin Stainer-Hämmerle

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Parlamentskommunikation und Neue Medien. Das Internet-Nutzungsverhalten der Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat

Ein vergleichendes Forschungsprojekt im Rahmen der European Union Co Operation on Science and Technology (COST) beschäftigt sich mit der Nutzung des Internets im Rahmen der Parlamentskommunikation. Für dieses Projekt wurden 2001 u.a. alle Abgeordneten zum österreichischen Nationalrat über die Nutzung des Internets für ihre parlamentarische bzw. politische Arbeit schriftlich befragt. Unter Bezugnahme auf entsprechende Vergleiche mit Parlamentsabgeordneten anderer Länder analysiert der Artikel Formen der Internet-Anwendung, die subjektive Bedeutung des Internets für die politische Komunikation, die Mediennutzungskompetenz für das Internet, die Bewertung des Nutzens für die politische bzw. parlamentarische Arbeit und die Positionierung der Abgeordneten zur künftigen Bedeutung des Internets für moderne Demokratien. Die analysierten Daten werden in Zusammenhang mit Konzepten der Online-Kommunikation des Parlaments dargestellt sowie hinsichtlich möglicher Konsequenzen für die Demokratiequalität bewertet.

Max Preglau

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Das Solidarprojekt Sozialstaat – gestern, heute und morgen

Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich am Beispiel Österreich mit der gesellschaftlichen Funktion, dem Aufstieg, der gegenwärtigen Krise und Perspektiven der Zukunftsentwicklung des Sozialstaates. Dies erfolgt aus aktuellem Anlass – im Zusammenhang mit der öffentlichen Diskussion über Sozialpolitik, die im Umfeld der Bemühungen um die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Österreichs und um die Budgetkonsolidierung bereits in den 90er-Jahren begann und die mit der Kampagne für das „Volksbegehren Sozialstaat Österreich“ im Frühjahr dieses Jahres ihren vorläufigen Höhepunkt erreichte. Aus gesellschaftstheoretischer Sicht ist der Sozialstaat eine Form institutioneller Solidarität, die soziale Integration gewährleisten soll (Kap. 1). In der Periode der industriellen Arbeitsgesellschaft ist es auch tatsächlich gelungen, mit Hilfe des Sozialstaats desintegrative Tendenzen der kapitalistischen Ökonomie abzufangen und einen hohen Grad an sozialer (Re-)Integration zu erreichen (Kap. 2). Im Übergang zur globalisierten Wissensgesellschaft werden jedoch die im bestehenden erwerbsarbeits- und familienabhängigen System verfügbaren Ressourcen zugleich immer knapper und immer stärker beansprucht. In dieser Situation führt das „Weiterwursteln“ innerhalb des bestehenden Systems unvermeidlich zur Aufkündigung von Solidarität und zum Sozialabbau (Kap. 3 und 4). Hohe Sozialstandards lassen sich nur halten, wenn neue Solidaritäten erschlossen und das Sozialsystem im Sinne einer Überwindung der Erwerbsarbeits- und Familienzentrierung und einer Transnationalisierung der Sozialpolitik umgebaut wird (Kap. 5).