Heft 4 / 2015: "offenes Heft"

Erich Mohl

Abstracts

Von der Einzellehre zur Modullehre. Entwicklungen der dualen Berufsausbildung in Österreich

Der vorliegende Artikel befasst sich mit den Ausbildungsmöglichkeiten in der dualen Lehre (Einzel-, Doppel-, Gruppen-, Schwerpunkt- und Modullehrberufe) in Österreich. Anhand von problemzentrierten Interviews wurden Industrie- und Gewerbevertreter/ innen sowie Lehrlinge über deren (a) Ziele und Intentionen der Lehrlingsausbildung, (b) Aufnahmebedingungen und Ausbildungsverläufe, (c) Erfahrungen mit und in der Lehrlingsausbildung sowie (d) Berufs- und Beschäftigungschancen im jeweiligen Lehrberuf befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass einerseits in der Industrie die Modullehrberufe (Anstieg 2013 auf 33.000 Lehrlinge) sowie (kaufmännische) Einzellehrberufe, andererseits im Gewerbe vor allem Einzel- und Doppellehrberufe und nur begrenzt Modullehrberufe eine hohe Akzeptanz erreichen. Zudem stieg trotz gleichbleibender Gesamtzahlen bei weiblichen Lehrlingen deren Anteil in technischen Modullehrberufen auf Kosten traditioneller Lehrberufe bedeutend an.

From Single Apprenticeship to Module Apprenticeship. Development of Dual Vocational Training in Austria

The present article addresses training opportunities in dual apprenticeship (single-, double-, group-, focus- and module apprenticeship) in Austria. Based on problem-centered interviews, different industry representatives and apprentices were questioned about (a) objectives and intentions of apprenticeships, (b) admission standards and educational processes, (c) experiences with and during the apprenticeships and (d) career- and employment opportunities in the respective apprenticeship. The results show that on the one hand in industry the module apprenticeship (which increased to 33.000 apprentices in 2013) as well as (commercial) single apprenticeship are gaining acceptance, and, on the other, in the craft particularly the single- and double apprenticeship (and to a lesser extent module apprenticeship) are being more accepted. Additionally, the percentage of female apprentices in the technical module apprenticeship increased considerably at the expense of traditional apprenticeship.

Martin Weichbold / Wolfgang Aschauer

Abstracts

Anerkennungshürden bei MigrantInnen. Eine Mixed-Methods-Studie zu Hindernissen bei der Anerkennung von ausländischen Bildungs- und Berufsabschlüssen

Die Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Bildungs- und Berufsabschlüsse ist für MigrantInnen von großer Bedeutung für ihre berufliche Tätigkeit und damit auch für ihre Integration in Österreich, sie wird aber durch zersplitterte Zuständigkeiten, geringe Transparenz und fehlendes Wissen seitens der MigrantInnen erschwert. Die hier vorgestellte Studie zeichnet die Schwierigkeiten und Erfahrungen aus Sicht der Betroffenen nach. Dazu wurden anhand einer Clusteranalyse aus Daten des Mikrozensus vier Typen von MigrantInnen differenziert (progressiv-aufstiegsorientierte Generation; defensiv-angepasste ältere MigrantInnen; ethnische Abschottung in segmentierten Arbeitsmärkten; integrierte MigrantInnen der ersten Generation) und Vertrete­rInnen aus diesen Gruppen in qualitativen Interviews befragt. Dabei zeigen sich Prozesse der Dequalifikation, aber auch Wege und notwendige Rahmenbedingungen für geglückte berufliche und gesellschaftliche Integration.

Recognition of Barriers for Migrants. A Mixed-Methods-Study on Obstacles for the Recognition of Foreign Educational and Vocational Qualifications

The recognition of educational and vocational qualifications, acquired abroad, is of great importance for migrants for their professional activities and thus also for their integration in Austria, but it is being hampered by fragmented responsibilities, lack of transparency, and a lack of knowledge. The study, presented here, tries to show the difficulties and experiences from the migrants’ perspectives. For this purpose, and based on a cluster analysis of microcensus data, four types of migrants were identified (progressive upward oriented generation; defensively-adapted older migrants; ethnic foreclosure in segmented labor markets; integrated migrants of the first generation), and representatives from these groups were asked about in qualitative interviews. Here, we found processes of a deskilling, but also ways of and necessary conditions for successful professional and social integration.

Andreas Schadauer / Claudia Schäfer

Abstracts

Sozio-technologische AkteurInnen auf einem angespannten Arbeitsmarkt. Diskriminierung und Online-Job-Plattformen

Rassistische Diskriminierung bei der Suche nach neuen Angestellten ist in Österreich noch immer ein großes Problem. Auf einem angespannten Arbeitsmarkt stellt diese eine weitere Erschwernis und Hürde für die Arbeitssuchenden dar. Wir widmen uns in unserem Artikel diesem Thema unter besonderer Berücksichtigung des sozio-technologischen Charakters der Arbeitssuche. Zwei Fragen stehen im Zentrum unserer Arbeit: Inwieweit können bestimmte sozio-technologische Objekte, genauer Online-Job-Plattformen, die Arbeitssuche beeinflussen und prägen und in welchen Situationen können diese anti-diskriminatorische Impulse setzen? Aufbauend auf qualitative Interviews mit Arbeitssuchenden skizzieren wir sieben Situationen, in denen durch bestimmte Designentscheidungen Online-Job-Plattformen einen Unterschied machen und Diskriminierung zumindest erschweren können.

Socio-technological Actors on a Tense Labour Market. Discrimination and Online-job-platforms

Racial discrimination during the recruitment of new employees still represents a reality in Austria. For job seekers it is a further obstacle and hurdle on an already tense labour market. In our article, we address this topic by paying a particular attention to the socio-technological character of job search. The two leading questions of the article are: To what extent can certain socio-technological objects, more precisely online-job-platforms, affect and shape job search, and in what situations can these foster anti-discriminatory agendas? Based on qualitative interviews with job seekers, we will sketch seven situations in which online-job-platforms can make a difference, but at least hamper discrimination by slight changes in their design.

Almut Bachinger

Abstracts

24-Stunden-Betreuung als Praxis. Identitätskonstruktionen, Arbeitsteilungen und Ungleichheiten – eine Intersektionalitätsanalyse

Beschäftigte in der sogenannten 24-Stunden-Betreuung (Personenbetreuung) sind im Vergleich zu Beschäftigten im institutionellen Bereich der Langzeitpflege und Betreuung (stationäre ­Einrichtungen, mobile Dienste, etc.) von deutlich schlechteren Arbeitsbedingungen und niedriger Entlohnung betroffen. In dem Beitrag wird mit Hilfe eines intersektionalen Ansatzes untersucht, inwiefern die Kategorien Geschlecht, Klasse und Ethnizität in der Ausgestaltung und Legitimierung dieser Beschäftigungsform und der Schlechterstellung der Arbeitskräfte ihren Niederschlag finden. Ausgehend von den Praxen und Identitätskonstruktionen der Beschäftiger_innen und den Bezügen, die sie auf die Strukturkategorien und symbolischen Repräsentationen nehmen, wird dargelegt, wie Arbeitsteilung hergestellt und legitimiert wird. Die Untersuchung stützt sich dabei auf ein ­intersektionales Mehrebenenmodell, wie es von Gabriele Winker und Nina Degele (2009) ­entwickelt wurde.

The Practice of the 24-Hour-Care. Constructions of Identity, Division of Labour and Inequality – an Intersectional Analysis

The so-called 24-hour-care is characterised by significantly worse working conditions and lower wages when compared to employment in the institutional sectors of long-term-care. Drawing on an intersectional approach, developed by Gabriele Winker and Nina Degele (2009), this article investigates the intersectionality of the categories class, gender and ethnicity in the area of migrant live-in domestic elder care and wants to understand how the division of labour is put into practice and legitimized by looking into the practices of employment from the point of view of the employer.

Anna Kosmützky / Romy Wöhlert

Abstracts

International vergleichende Forschung. Eine interdisziplinäre Metaanalyse disziplinärer Zugänge

Der Aufsatz bietet eine methodologische Reflexion des internationalen Vergleichens in den Methodenlehrbüchern der Soziologie, Erziehungswissenschaft, Politikwissenschaft und der Kommunikations- und Medienwissenschaft. Ziel dieser interdisziplinären Metaanalyse ist es, die Grundlagen und etablierten Wissensbestände in den Disziplinen daraufhin zu prüfen und systematisierend zu vergleichen, inwieweit spezifische Vergleichsmethoden thematisiert werden bzw. welche theoretischen, methodologischen, methodischen und praktischen Anleitungen sie für die Planung und Durchführung international vergleichender Untersuchungen beitragen. Dabei wird auch erfasst, ob internationaler Vergleich fachspezifisch als Methode oder Forschungsdesign eingeordnet wird, und inwieweit Spezifika des empirischen Forschungsprozesses behandelt werden. Die Studie zeigt, dass international vergleichende Forschungsdesigns von einer Disziplinen-übergreifenden methodologischen Reflexion profitieren könnten. Zudem sollte zukünftig ein stärkeres Augenmerk der Ebene der Kollaboration gelten, welche aktuell noch weitestgehend vernachlässigt wird.

International Comparative Research. An Interdisciplinary Meta-Analysis of Disciplinary Approaches

This article gathers methodological reflections on international comparisons, which were found in the method handbooks of the following disciplines: sociology; education; political science; communication and media sciences. The aim of this interdisciplinary meta-analysis is to review and to compare systematically the extent to which specific methods of comparison are being discussed in those handbooks, and which theoretical, methodological, and practical guidance they offer for design and implementation of international comparative studies. In that context, the article also analyses whether international comparison is classified as a method or a research design in the different disciplines, and to which extent these books also deal with specific aspects of the empirical research process. The study demonstrates that international comparative research designs could benefit from an interdisciplinary methodological assessment. Furthermore, the article shows that these texts almost completely ignore the level of collaboration.