Politische Affären und Skandale sind ein prägender Bestandteil sowohl moderner (Medien-) Gesellschaften im Allgemeinen als auch der politischen Kultur Österreichs. Deren Analyse lässt Rückschlüsse auf das Verhältnis von Politik und Journalismus zu. Vor diesem Hintergrund wird im vorliegenden Beitrag die Rolle der Printmedien im Prozess der Skandalisierung des Falles Grasser in der vergangenen Dekade exemplarisch untersucht. Im Zentrum steht eine vergleichende
quantitative Inhaltsanalyse der Berichterstattung zweier Qualitätsmedien (»Der Standard« und »Die Presse«) und des reichweitenstärksten Boulevardblatts (»Kronen Zeitung«). Die empirischen Befunde verdeutlichen, dass die Printmedien unterschiedliche Positionen im Zuge der Skandalisierung Grassers einnahmen. Die Qualitätsblätter unterscheiden sich hierbei klar von der »Kronen Zeitung«. Die Medien scheinen (immer noch) nach unterschiedlichen Logiken zu operieren. Eine mitunter unterstellte Boulevardisierung der Berichterstattung der Qualitätspresse hat in diesem spezifischen Fall folglich nicht stattgefunden.
Political affairs and scandals represent immanent parts of modern (media) democracies in general and they have impregnated Austria’s political culture in particular. Analyzing political scandals allows drawing inferences about the relationship between politics and journalism. Against this background, we take a closer look at the example of print media and the role they played in scandalizing the case of Karl-Heinz Grasser. Methodically, we rely on a quantitative content analysis of the coverage of two quality newspapers (»Der Standard« and »Die Presse«) and the most popular tabloid paper (»Kronen Zeitung«). Our results show that the media took different positions in scandalizing Grasser. We identified a clear distinction between the quality press on the one hand and the tabloid press on the other. Seemingly, they (still) operate according to different logics. As a consequence, the often assumed trend of a »tabloidization« of the quality press cannot be verified for this specific case.
Arbeiterkammern als gesetzliche Interessenvertretungen sowie deren starke Rolle im österreichischen politischen System stellen im internationalen Vergleich einen Sonderfall dar, wobei die österreichischen Arbeiterkammerwahlen bislang wissenschaftlich noch nicht umfassend untersucht worden sind. Der vorliegende Artikel versteht sich als Beitrag zur Schließung dieser Forschungslücke und baut auf eine erstmals vorliegende, vollständige Dokumentation der Ergebnisse der Arbeiterkammerwahlen in der Periode 1949 bis 2014 auf. Untersucht werden die Entwicklungen in der Struktur des Elektorats sowie der Wahlbeteiligung und die Ergebnisse der AK-Wahlen auf Länderebene.
With compulsory membership and their strong role in the system of social partnership, the Austrian Chambers of Labour represent a special case for comparative political science. This article analyses the Chamber of Labour Elections in the period from 1949 to 2014, based on a comprehensive documentation of election results, which has now been collected for the first time by the federal Chamber of Labour. Particular attention is being contributed to the evolution of electoral law, the historical political context in the different Austrian regions and a changing structure of the electorate that mirrors long-term socio-economic trends.
Der folgende Beitrag untersucht die Entwicklung der Gehälter des »Sozialwirtschaft Österreich«- Kollektivvertrags (SWÖ-KV) in den Jahren 2004 bis 2014. Besonderes Augenmerk liegt auf der Frage, welchen Einfluss die kalte Progression in dieser Zeit ausübte. Anschließend wird der Mehrbetrag erhoben, welcher den nach SWÖ-KV entlohnten ArbeitnehmerInnen geblieben wäre, hätte es einen »Tarif auf Rädern« (Indexierung der Steuerstufen anhand des Verbraucherpreisindexes) gegeben. Die Ergebnisse zeigen, dass Gehälter niedrigerer Verwendungsgruppen steuerlich verhältnismäßig stärker belastet wurden als jene höherer und dass sich der Staat über die kalte Progression von den ca. 100.000 nach SWÖ-KV entlohnten Personen im untersuchten Zeitraum mindestens 215 Mio. Euro an Mehreinnahmen holte.
The here presented article focuses on estimating the development of salaries of the collective agreement »Sozialwirtschaft Österreich« between 2004 and 2014. One specific question of interest is the influence of sly progressive taxation during the examined time period. Consequently, the monetary loss is calculated for employees, whose salaries are based on the above mentioned collective agreement, and are being then compared with the alternative assumption, where tax brackets are increased according to yearly inflation. The results reveal two important findings: firstly that during the covered time period the sly progressive taxation had a stronger impact on lower than on higher salaries. Secondly, because of means of sly progressive taxation, Austria earned an estimated extra tax revenue of at least 215 Million Euros from approximately 100.000 employees, whose salaries are based on this collective agreement.
Dieser Beitrag untersucht die Wahrnehmung verschiedener Umweltgefährdungen in Österreich und im internationalen Vergleich. Die zentrale Fragestellung ist, wie sich die Risikowahrnehmung über die Länder hinweg und innerhalb der Länder unterscheidet. Die Analyse basiert auf repräsentativen Bevölkerungsumfragen, die im Rahmen des International Social Survey Programme ISSP zwischen 2010 und 2013 in 34 Ländern erhoben wurden. Die empirische Analyse zeigt eine
Differenzierung entlang Problemen, die mit naturräumlichen Gegebenheiten wie Wasserknappheit in Zusammenhang stehen, sowie sozial induzierten Alltagsproblemen wie Müllentsorgung und sozial bedingten weitreichenden Problemen wie Klimawandel und Atommüll. Naturräumliche Probleme werden vor allem in Ländern wie Mexiko und Südafrika genannt und können daher mit klimatischen Bedingungen erklärt werden, während die beiden sozial induzierten Problemfelder keinen spezifischen Ländergruppen zugeordnet werden können. Österreich selbst liegt im Mittelfeld, weder naturräumliche noch sozial induzierte Probleme werden hier überproportional häufig wahrgenommen.
This article explores the perception of environmental problems in Austria within the context of a comparative international approach. The analysis centers on the question of differences in risk perception across countries and within countries. It utilizes representative national public opinion data, which were collected by the International Social Survey Programme ISSP in 34 countries between 2010 and 2013. The results indicate a differentiation along nature and climate oriented
problems such as water shortage, socially induced everyday issues (for example waste disposal), and socially induced severe problems, i.e. climate change and nuclear waste. Whereas the first set of problems can be found in countries such as Mexico and South Africa and thus be explained by climate conditions, socially induced problems are not linked to specific sets of countries or regions. Finally, the Austrian perception of the different risks is moderate, thus neither natural problems nor socially induced problems are named disproportionately often when compared with other countries.
Die Europäische Union hat in den letzten Jahren mit gravierenden Problemen zu kämpfen. Dazu zählen Schwierigkeiten mit der Stabilität der gemeinsamen Währung, wirtschaftliche Probleme einzelner Länder, deren Lösung die anderen Gemeinschaftsmitglieder herausfordert, und der bedrohte Zusammenhalt nach dem raschen Wachsen im Zuge der Ost-Erweiterung von 2004 und 2007. Hinzu kommen innergesellschaftliche Spannungen infolge von Verteilungsproblemen ebenso wie Nationalismen bis hin zu Abspaltungstendenzen. Dieser Beitrag präsentiert Ergebnisse eines wissenschaftlichen Projekts, das sich mit diesen Problemen befasst hat. Insbesondere steht dabei die Frage im Mittelpunkt, wie schwerwiegend sich die verschiedenen Probleme der EU aus Sicht der österreichischen Bevölkerung darstellen.
In recent years, the European Union has to struggle with serious problems. These include difficulties concerning the stability of the common currency, economic problems of individual countries (which also challenge the other community members) and a threatened cohesion after rapid growth in context of Eastern European enlargement in the years 2004 and 2007. In addition, there exist internally social tensions due to distribution problems as well as nationalisms or even secessionist tendencies. This article presents results of a research project that addressed these problems. In particular, the focus concentrates on the question, how serious the Austrian population considers these various EU problems to be.
Die Begründung einer Ehe hat im Verlauf der vergangenen Jahrzehnte ihre Bedeutung als gesellschaftliche Norm eingebüßt. Es obliegt heute dem einzelnen Paar, ob und wenn ja, wann es heiraten möchte. Im vorliegenden Beitrag interessiert, wie sich diese Entwicklung auf das Heiratsverhalten in Wien in den letzten 30 bis 40 Jahren ausgewirkt hat. Auf Basis des Zahlenmaterials der Statistik Austria werden die Trends in Wien vor dem Hintergrund der Entwicklung in Österreich bzw. in den anderen Bundesländern interpretiert. Es zeigt sich, dass die Heiratszahlen in Wien sehr viel länger stabil geblieben sind. Im Artikel wird argumentiert, dass dies gerade wegen dem urbanen Umfeld möglich war und primär auf den Anstieg von binationalen Ehen bzw. von Paaren ausländischer Staatsangehörigkeit zurückzuführen ist.
In our days, marriage has lost its importance as a social norm. This means that a couple can decide by itself whether they would like to marry or not. In this article we are interested in how this has influenced marriage patterns in the recent 30 to 40 years. In this regard, we present data from the database of Statistics Austria, in which we compare the development in Vienna (the capital of Austria) with that in the other federal states. It can be shown that the number of marriages stays considerably stable in Vienna. It is argued that this may be attributed to the urban context, which is multicultural. Therefore, you can see a much higher rate of marriages between binational couples and couples with a foreign background.