Kritische Männerforschung entstand im Kontext der feministischen Forschung und der unterschiedlich ausgerichteten praxisorientierten Männerbewegung. Sie gehört dabei noch keineswegs zu den anerkannten universitären Wissenszweigen, wie das zum Teil bereits für die feministische Forschung gilt. Kritische Männerforschung befindet sich noch auf der Suche nach eigenständigen Modellen, Theorieansätzen und der Abgrenzung des eigenen Forschungsbereichs. Dennoch kann sie bereits auf vielfältige Forschungsbefunde verweisen und wird auf längere Sicht eine wichtige Ergänzung zur feministischen Forschung werden.
Die neuen Fernsehsendeformate der Real-Life-Soaps präsentieren das Zusammenleben „echter“ junger Frauen und Männer unter ständiger Kamerabeobachtung. Was als „Realitäts-Fernsehen“ vermarktet wird, zeigt variierte Formen bisher bekannter Figurenkonstruktionen – diesmal unter Mitbeteiligung der KandidatInnen und des Publikums. Die Analysen von „Big Brother“ und „Taxi Orange“ zeigen einerseits eine Beibehaltung tradierter Geschlechterkonzeptionen und andererseits auch deren Aufbruch. Versuche einzelner KandidatInnen, duale Geschlechtsrollenmuster zu durchbrechen, zeigen dem breiten Publikum neue Formen von Weiblichkeits- und Männlichkeitskonstruktionen und versetzen es gleichzeitig in den (Fernseh-)Alltag. Als wesentliches Instrument der Selbstinszenierung hat sich für alle Geschlechter die Gestaltbarkeit des Körpers etabliert.
Der vorliegende Artikel diskutiert die Einflüsse von Black Feminism auf feministische Theoriebildung. Unter Black Feminism wird im Folgenden afrikanisch-amerikanischer Feminismus verstanden, wobei dessen Hauptkritik an „weißer“ feministischer Forschungspraxis an deren unreflektierter Ausgrenzung und Dominanz ansetzt. Dabei geht es den Black Feminists vor allem um die Vernachlässigung von Differenzen zwischen Frauen. Ihre Kritik führte seit Mitte der 80er-Jahre dazu, dass innerhalb feministischer Theoriebildung die Kategorie Geschlecht um die Kategorien Ethnizität, Klasse, Sexualität, u.a. erweitert werden musste. Die Debatte in der feministischen Wissenschaft bewegte sich damit über die Geschlechterdualität hinaus hin zu einer Diskussion um die Differenzen zwischen Frauen. Damit steht sie allerdings vor neuen, beinahe unlösbaren Problemen: Wenn nicht mehr von einem gemeinsamen Kollektiv „Wir Frauen“ die Rede sein kann, ist die „Geschäftsgrundlage“ des Feminismus gefährdet. Im Anschluss werden entsprechende aktuelle Debatten, Strategien und Vorschläge innerhalb der amerikanischen feministischen Theoriebildung vorgestellt.
Der Beitrag setzt sich mit der Situation und den Problemen von Künstlerinnen in Österreich auseinander. Auf Basis einer repräsentativen Umfrage sowie qualitativer Interviews werden wesentliche Ergebnisse zu folgenden Bereichen dokumentiert: das Geschlecht der Kunst und geschlechtsspezifische Interessenschwerpunkte, die Rolle feministischer Inhalte im eigenen Schaffen, Benachteiligungen in der Ausbildung und Berufsausübung. Zum Aspekt von Benachteiligungen im Berufsfeld erfolgen Vergleiche der eigenen Situation der Befragten mit jener der männlichen Künstler. Es werden jeweils Unterschiede zwischen den einzelnen Kunstsparten sowie Altersgruppen herausgearbeitet. Abschließend erörtern wir mögliche Strategien, um Diskriminierungen von Künstlerinnen entgegen zu wirken: Diese könnten spezielle Fördermaßnahmen und/oder die Schaffung von Künstlerinnenorganisationen sein, um eigene Interessen besser durchzusetzen.
Politikwissenschaft ist sowohl im im deutschsprachigen als auch im angelsächsischen Raum eine besonders „geschlechtsresistente“ Disziplin. Diese disziplinäre Widerständigkeit hat mehrere Ursachen: erstens die männerbündische Personalrekrutierung des Faches, zweitens den strukturellen Maskulinismus des Politikwissenschaftsbetriebs und eine daraus folgende männlich-hegemoniale Themenauswahl und drittens einen immanenten Androzentrismus von Konzepten, Theorien und Problemstellungen. Darüber hinaus ist die politikwissenschaftliche Geschlechterforschung, die das Ziel hat, die Mechanismen der „androzentrischen Geschlechtsblindheit“ offen zu legen, doppelt marginalisiert – nicht nur innerhalb der Politikwissenschaft, sondern auch im Konzert der frauen- und geschlechterforscherischen Disziplinen. Diese Randständigkeit kann die vergleichsweise junge politikwissenschaftliche Geschlechterforschung überwinden, wenn sie mehr Selbst„bewusstsein“ im Sinne des Wissens um ihren Gegenstand geschaffen hat.
Koedukation – die gemeinsame schulische Erziehung von Mädchen und Buben – präsentiert sich für die meisten Schulverantwortlichen, Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern als identisch mit und Garantin für Gleichberechtigung. Die Befunde von über 20 Jahren feministischer Koedukationskritik identifizieren Schule jedoch als idealen Trainingsort für Diskriminierungsprozesse. Wie wirkt Schule als „geschlechterformierende Institution“ einerseits, welche Möglichkeiten haben LehrerInnen andererseits, um bestehende Geschlechterverhältnisse zu verändern? Welche Entwicklungen unter dem Schlagwort „Geschlechtssensible Pädagogik“ in der Schule in Gang gesetzt werden können, wird sowohl in theoretischer als auch praktischer Hinsicht beschrieben – am Beispiel von vier Wiener Schulprojekten.
Im folgenden Beitrag werden die Ergebnisse einer Evaluationsstudie über die Akzeptanz und die Bekanntheit des Unterrichtsprinzips „Erziehung zur Gleichstellung von Frauen und Männern“ an den Institutionen der LehrerInnenaus- und -fortbildung dargestellt. Expertinnen-Interviews, die Durchsicht von Vorlesungsverzeichnissen und Studienführern und eine österreichweite schriftliche Befragung von Studierenden und ProfessorInnen an den Pädagogischen Akademien zeigen: Trotz einer Vielzahl von Maßnahmen des Bundesministeriums für Bildung, Wissenschaft und Kultur sind die Inhalte des Unterrichtsprinzips nur teilweise angekommen. Neben den bereits eingeleiteten Initiativen werden auch Abwehrmechanismen analysiert, die eine Akzeptanz von Gender-Themen erschweren. Widerstände gegen dieses sensible Thema werden sich auch in Zukunft nicht alleine durch Maßnahmen auf der Sachebene beseitigen lassen.