Heft 2 / 2003: "offenes Heft"

Andreas Balog

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Theorienvielfalt in der Soziologie

Da die Anfänge der Soziologie auf mehrere Autoren zurückgehen, ist es nicht verwunderlich, dass unterschiedliche Vorstellungen über ihren Gegenstandsbereich, ihr methodisches Vorgehen und ihre praktischen Aufgaben entwickelt wurden. Nicht selbstverständlich ist es aber, dass die Soziologie heute in mehrere Richtungen zerfällt, die jeweils den Anspruch erheben, die zentralen Merkmale sozialer Phänomene zu definieren und die angemessene Perspektive vorzugeben, wie diese zu analysieren sind. In diesem Aufsatz wird die Berechtigung dieses pluralistischen Herangehens in Frage gestellt. Von den „Klassikern“ bis zu den gegenwärtigen Theorien werden soziale Phänomene, also das „Material“ der soziologischen Beschreibung und Erklärung, explizit oder zumindest stillschweigend als Handlungszusammenhänge aufgefasst. Aus dieser Sicht sind die einzelnen „Ansätze“ verkürzte Sichtweisen, die partikulare Aspekte von Handlungszusammenhängen verabsolutieren und damit auch die Bedingungen oder Faktoren einschränken, die man zu ihrer Erklärung heranziehen kann.

Doris Hauberger / Marianne Roessler

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Ressourcenorientierung und Empowerment in der Gemeinwesenarbeit am Beispiel einer Aktivierenden Befragung

Dieser Beitrag befasst sich mit einer Aktivierenden Befragung von BewohnerInnen der Wohnsiedlung Lois-Hammergasse in Knittelfeld. Die MitarbeiterInnen der Projektgruppe waren größtenteils ehrenamtlich tätig, was vielfältige Auswirkungen auf Planung und Durchführung des Projekts hatte. Die beiden Autorinnen begleiteten das Projekt in ihrer Rolle als hauptamtliche, externe Projektleiterinnen, wobei es zu neuen Kooperationsformen kam. Genauer betrachtet wird, wie Aktivierungsprozesse bei den beteiligten Haupt- und Ehrenamtlichen stattfanden und welche unterstützenden Maßnahmen die externen Projektleiterinnen setzten. Der Aufsatz beschreibt, welche Aufgabentransfers erfolgten und wie sich professionelle Berufsidentität angesichts des Ziels des „Sich-überflüssig-Machens“ positiv weiterentwickeln konnte bzw. kann. Abschließend zeigen wir auf, auf welchen Handlungsebenen Empowerment stattfinden muss, um gesellschaftliche Teilhabe zu vergrößern. Schlussfolgerungen für künftige Projekte runden den Artikel ab.

Monika Fiby / Hans Fiby

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Erfahrungen mit der Delphi-Umfrage „Future Landscape“ im Internet

Dieser Artikel beruht auf den Erfahrungen mit der Delphi-Umfrage „Future Landscape“ zur Zukunft der Landschaft in Mitteleuropa im Rahmen eines Projekts zum Forschungsschwerpunkt „Kulturlandschaft“ des österreichischen Wissenschaftsministeriums. Die Delphi-Umfrage „Future Landscape“ wurde im Jahr 2002 in zwei Durchgängen, sowohl mittels Papier-Fragebogen und Postversand als auch mittels Online-Fragebogen im Internet, durchgeführt. In diesem Artikel vergleichen wir die Vor- und Nachteile des Fragebogens im Internet mit jenen des Papier-Fragebogens. Das Verhalten und die Erwartungen der UserInnen beim Ausfüllen eines Fragebogens im Internet werden beschrieben. Die technische Abwicklung einer Online-Umfrage umfasst die Programmierung, Änderungen des Fragebogens sowie der Zugangsberechtigungen und den Massenversand von E-Mails. Die genaue Dokumentation des Material- und Arbeitsaufwandes am Beispiel der Delphi Umfrage „Future Landscape“ erlaubt einen Kostenvergleich von Papier- und Internet-Fragebogen. Unsere Erfahrungen zeigen, dass sich ein paralleler Einsatz beider Medien in Hinblick auf Aufwand und Erreichbarkeit der Zielgruppen lohnt.

Hilde Weiss / Robert Strodl

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Das Thema „EU-Osterweiterung“ in Österreich und seinen nord- und südöstlichen Grenzregionen. Zur Wirksamkeit kollektiver Identitäten

Der Artikel befasst sich mit der Einstellung der ÖsterreicherInnen zur EU Osterweiterung und untersucht auf Basis repräsentativer Befragungen im Jänner 2002 folgende Fragen: Welche positiven und negativen Folgen werden erwartet und welche davon überwiegen? Wie unterscheiden sich die Erwartungen von BewohnerInnen der nord- und südöstlichen Grenzgebiete gegenüber jenen des „Binnenlandes“ Österreich? Und: Welche spezifischen Einflussfaktoren lassen sich in den Grenzregionen feststellen? Zum Befragungszeitpunkt überwiegen in den Grenzregionen ebenso wie im übrigen Bundesgebiet die negativen Erwartungen, wenngleich es auch Unterschiede etwa in Hinblick auf Inhalte, oder Vermutungen über persönliche Betroffenheit gibt. Ausgehend von Thesen, dass sich in „Grenzgesellschaften“ spezifische Mentalitäten und Kontaktsituationen entwickeln, werden die Einflüsse von Kontakt und Mobilität sowie von regionalen und nationalen kollektiven Identitäten auf die erwarteten Erweiterungsfolgen überprüft. Kontakte und Mobilität über die Grenzen wirken sich zwar nicht direkt auf die Erwartungen an die EU-Osterweiterung aus, sie beeinflussen jedoch stark Nationalismus, die Einstellungen zu AusländerInnen und zu ökonomischem Liberalismus, von denen ihrerseits wiederum die stärksten Effekte ausgehen.

Franz Heschl

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Der Europäische Rat und die europäische Realität. Zur Wahrnehmung sozialer Ungleichheit durch den Europäischen Rat

Der Prozess der europäischen Integration hat spezifische Auswirkungen auf die Gefüge sozialer Ungleichheit in und zwischen den Mitgliedstaaten der Europäischen Union. In diesem Beitrag interessiert die Frage, wie sich der Europäische Rat als das wichtigste politische Entscheidungsgremium auf der Ebene der Europäischen Union im letzten Jahrzehnt mit dieser Dimension des europäischen Integrationsprozesses auseinander gesetzt hat. Es wird deutlich, dass der Europäische Rat diesen Aspekt der europäischen Entwicklung weitgehend ignoriert hat.

Sigrid Kroismayr

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Zwischen Beruf und Familie. Berufstätige Mütter von Kleinstkindern und der Stellenwert der Erwerbsarbeit

Der Beitrag versucht einen explorativen Überblick über die beruflichen Motive von Frauen zu geben, die innerhalb eines Jahres wieder in ihren vor der Geburt des Kindes ausgeübten Beruf zurückkehrten. Theoretischer Ausgangspunkt zur Interpretation der Befunde ist die von Martin Baethge formulierte These einer „normativen Subjektivierung“ der Arbeit: Damit wird die wachsende Bedeutung der Berufsarbeit für das Individuum als charakteristisches Merkmal des modernen Arbeitsverständnisses angesprochen. Anhand der von ihm aufgelisteten Motive für diese gesellschaftliche Entwicklung werden die Beweggründe analysiert, warum die hier untersuchten erwerbstätigen Mütter den Wiedereinstieg in ihren Beruf vollzogen. Aus den Gesprächen mit den zehn befragten Frauen ist zu entnehmen, dass mehrheitlich Aspekte der Persönlichkeitsentfaltung eine baldige Aufnahme der Berufsarbeit bewirkten.