Der Begriff „Sozialkapital“ bezieht sich auf Formen gesellschaftlichen Zusammenhalts, die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Nutzen bringen. Unter dem Eindruck, dass sich traditionelle Normen, Vertrauensverhältnisse und Bindungen auflösen und in Zukunft neue soziale Bindungen Bedeutung gewinnen werden, hat die OECD das Programm „Measuring Social Capital“ organisiert: Bis 2004 sollen statistische Indikatoren und Survey-Fragen für vergleichende Studien entwickelt werden. Nach einem Überblick über den Begriff Sozialkapital fasst dieser Tagungsbericht Diskussionen und vier Fallbeispiele von Forschungsergebnissen zusammen, die auf einer Konferenz im Mai 2003 vorgelegt wurden: über die Wirkung von Sozialkapital auf Gesundheit und Mortalität, auf Bildungserfolg, sowie auf Wohlbefinden und Arbeitszufriedenheit. Ferner erfolgt ein Überblick über die Begriffs- und Methodendiskussion, die zu einer begrifflichen Differenzierung von „innerer“ Gruppenbindung („bonding“) und Kooperation bzw. Konfliktregelung zwischen Gruppen („bridging“) führte sowie unterschiedliche Ebenen sozialer Nähe und Gruppengröße herausarbeitete.
Gegenstand des vorliegenden Artikels ist eine empirische Analyse zur Bereitschaft der ÖsterreicherInnen, solidarisch zu handeln. Dabei wird gezeigt, mit welchen Gruppen man sich mehr oder weniger verbunden fühlt. Der Beobachtungszeitraum erstreckt sich von 1994 bis 2002. Das Ergebnis ist, dass es unterschiedliche Reichweiten der Solidarität gibt: Mit den Menschen seiner Umgebung ist man solidarischer; mit Menschen, die einem ferner stehen, weniger solidarisch. In den untersuchten neun Jahren hat die allgemeine Solidarbereitschaft zwar zugenommen, in konkreten gesellschaftlichen Bereichen ist sie jedoch zurückgegangen. So ist die ohnehin schon geringe Solidarität mit Fernstehenden deutlich gesunken, während die Solidarität mit Nahestehenden nach wie vor sehr hoch ist und kaum zurückgegangen ist.
Häufig wird die mangelnde Integration von Jugendlichen in Vereinen und Verbänden beklagt und mit Sorgen um das politische Interesse und die politische Beteiligung von Jugendlichen verbunden. In Anbetracht der Sorge über den Rückgang des Sozialkapitals und der deshalb befürchteten Konsequenzen für die politische Partizipation untersucht dieser Artikel anhand der Daten des European Value Survey (1999/ 2000), inwiefern westeuropäische Jugendliche im Alter zwischen 18 und 25 Jahren Sozialvermögen im Sinne von Mitgliedschaften in formellen Organisationen und informellen Netzwerken haben, ob Jugendliche tatsächlich politikverdrossen sind, und ob bzw. wie dies mit einem möglicherweise fehlenden Sozialvermögen in Zusammenhang steht.
Der Begriff „Sozialkapital“ wird in verschiedener, oft unscharfer Bedeutung verwendet. Zunächst wird der Inhalt des Begriffs Sozialkapital im Unterschied zum Sachkapital und zum Humankapital dargestellt. In der Literatur wird Sozialkapital in hohem Maß mit generellem Vertrauen und auf Gegenseitigkeit beruhender Bereitschaft zu gemeinwohlorientiertem Verhalten identifiziert. Sozialpartnerschaft kann als spezifische Form dieses Vertrauensverhältnisses zwischen sozialen Gruppen gesehen werden, das eine friedliche Regulierung von Interessengegensätzen ermöglicht. Die so genannte „Neue Institutionenökonomie“ bietet einen dem Konzept des Sozialkapitals verwandten Ansatz zur näheren Analyse der Arbeitsbeziehungen als „relationale Kontrakte“, ebenso Olsons Theorie des kollektiven Handelns, v. a. sein Begriff der „umfassenden Organisation“. Damit kann erklärt werden, in welchen Formen Sozialkapital die wirtschaftliche Performance verbessern kann. Es bleibt allerdings fraglich, ob die Bezeichnung von institutionellen Arrangements als „soziales Kapital“ tatsächlich ein besseres Verständnis dieser Zusammenhänge ermöglicht.
Wahlbörsen sind ein Instrument der Meinungsforschung, um Wahlergebnisse vorherzusagen, leisten aber aufgrund der ihnen zuteil werdenden öffentlichen Aufmerksamkeit auch Funktionen der politischen Bildungsarbeit. Struktur und Methodik von Wahlbörsen, aber auch ihre Möglichkeiten und Grenzen werden ausführlich dargestellt. Detailanalysen beschäftigen sich insbesondere mit dem Kursverlauf und der Dateninterpretation einer von den AutorInnen betreuten Wahlbörse vor der österreichischen Nationalratswahl 2002 sowie mit neuen Erkenntnissen über Handelsentscheidungen und das politische Informationsverhalten der HändlerInnen. Die Schlussfolgerung ist, dass Wahlbörsen in Zukunft regelmäßig stattfinden werden, aber mit steigender Öffentlichkeit vermehrt Konflikte zwischen wissenschaftlichen Interessen und den Anliegen von medialen Veranstaltern entstehen, die den spielerischen Charakter in den Mittelpunkt stellen. Dementsprechend werden konkrete Empfehlungen für die zukünftige Gestaltung von Wahlbörsen gegeben.