Heft 3 / 2004: "offenes Heft"

Willi Stadler / Gerlinde Hacker

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Analyse der Lebensbedingungen von Langzeitarbeitslosen auf materieller, sozialer und gesundheitlicher Ebene

Dieser Artikel befasst sich mit den Lebensbedingungen von Menschen in Österreich, die aufgrund individueller bzw. gesellschaftlicher Rahmenbedingungen zur Zeit vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen sind. Für diese reichen arbeitsmarktpolitische Maßnahmen wegen vielfältiger Hindernisse nicht aus (Probleme in Bezug auf Wohnversorgung, lange Abwesenheit vom Arbeitsmarkt, gesundheitlicher Zustand, geringe Vorqualifikationen, Motivation, ...). Als Grundlage für diesen Artikel dienen die Zwischenergebnisse der Studie »Ressourcen und Belastungen von am Arbeitsmarkt extrem benachteiligten Personen«, die im Rahmen des
EQUAL-Projekts »Integration von Randgruppen durch Modellbildung und Konzertierung von Angeboten« [ IRMKA ] von Februar 2003 bis Jänner 2005 durchgeführt wird. Davon ausgehend wird außerdem dargestellt, wie für diese so genannten »Randgruppen« bzw. Multiproblemgruppen innovative arbeitsmarktpolitische Maßnahmen entwickelt werden können, die zu einer Re-Integration in die Arbeitswelt beitragen.

Verena Krausneker

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Bilingualer Unterricht für gehörlose VolksschülerInnen
Vom Umgang mit Mehrsprachigkeit am Beispiel von
GebärdensprachbenützerInnen

Der Beitrag beschreibt eine in Österreich bis dato einmalige, mehrsprachige Lernsituation mit gehörlosen und hörenden Kindern und Lehrerinnen. Volksschulkinder wurden in Österreichischer Gebärdensprache und Deutsch erfolgreich gemeinsam unterrichtet. Diese mehrsprachige Gruppe wurde drei Jahre lang im Rahmen meiner Dissertation sprachwissenschaftlich begleitet und dokumentiert. Die Ergebnisse werden hier zusammenfassend präsentiert. Einleitend dazu werden grundlegende Fakten über Gebärdensprachen und Gehörlosenbildung – sowohl internationale als auch spezifisch österreichische Entwicklungen – dargestellt. Dies schafft den großen, sozialwissenschaftlichen Kontext, der zum vollen Verständnis der Innovation in der oben genannten bilingualen Klasse notwendig ist.

Christa Markom

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Gender-Konstruktionen in der »Nation of Islam«

Dieser Artikel beschäftigt sich mit unterschiedlichen Perspektiven auf Geschlechterverhältnisse in der US-amerikanischen »Nation of Islam«, einer 1930 entstandenen Religionsform des »African American Islam«. Die AnhängerInnen glauben an die »Black Race« als das von Allah auserwählte Volk. Durch die Separation von Weißen würden »African Americans« Würde und Stärke, aber auch Autonomie in allen Lebensbereichen erlangen. In diesem Kontext soll die Relevanz von Gender-Konstruktionen mit ihren Bezügen zu Rassismen, Sexismen und Nationalismen sichtbar gemacht werden. Frauen wird in der »Nation of Islam« eine passive Rolle im Hintergrund – im Sinne der »natürlichen« Bestimmung der Frau – zugeschrieben. Jedoch resultieren ihre gesellschaftlichen und politischen Bedeutungen sowohl innerhalb der Organisation als auch im öffentlichen Raum aus vielfältigen Positionierungen, und nicht, wie oft angenommen, aus einem fremdbestimmten, allumfassenden Lebenskonzept.

Judith Feichtinger

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Lokale Agenda 21 in Helsingborg und Wien. Stärken und Schwächen unterschiedlicher Organisationsstrukturen

Die Lokale Agenda 21 (LA21) hat ihre Wurzeln in der Umweltkonferenz der Vereinten Nationen 1992 von Rio und strebt nachhaltige Entwicklung auf kommunalem Niveau an. Der Artikel vergleicht LA21-Prozesse zweier Städte, Helsingborg in Schweden und Wien, und gibt Einblick in verschiedenartige Umsetzungen gleicher politischer Verpflichtungen. Die strukturellen Rahmenbedingungen und die Organisationsformen der Prozesse werden vergleichend analysiert. Der Schwerpunkt liegt – analog zu den programmatischen Vorgaben der LA21 – auf der Analyse der Kooperation aller betroffenen AkteurInnen, der Kommunikationsqualitäten und der Partizipationsformen innerhalb der Prozesse. Die Ergebnisse der Studie illustrieren zwei nahezu diametrale Organisationsformen lokaler Politikgestaltung, wobei der schwedische Prozess als eher technokratisch-expertInnengeleitet und das österreichische Fallbeispiel als partizipatorisch-bürgerInnenorientiert gelten können.

Günther Landsteiner / Robert Harauer

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»Creative Industries« in Wien. Methodologie und Befunde

Weltweit werden zahlreiche Studien zu den »Creative Industries« durchgeführt, in deren Wahrnehmung die genauere Herangehensweise meist gegenüber quantitativen Ergebnissen im Hintergrund bleibt. Der vorliegende Beitrag beruht auf einer Studie über »Creative Industries« in Wien. Er beschäftigt sich mit den Grundcharakteristika dieses neuartigen Konzepts und präsentiert die wesentlichen methodischen Schritte zur Strukturbeschreibung des Kultur- und Kreativschaffens. Im Mittelpunkt steht die Erarbeitung eines mehrdimensionalen Auswertungsrasters für amtliche Statistiken unter Bezug auf international angewandte Vorgangsweisen. Anschließend werden zentrale Ergebnisse und Strukturmerkmale der Wiener »Creative Industries« dargestellt. Die »Kulturstadt« Wien weist eine in hohem Maß auf Mikrounternehmen gestützte kreativwirtschaftliche Unternehmenslandschaft auf, für deren Struktur die Verflechtung privatwirtschaftlicher Tätigkeit mit öffentlichen Engagements wie dem der Kulturförderung von Bedeutung ist.