Heft 2 / 2009: "offenes Heft"

Birgit Stark

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Konstanten und Veränderungen der Mediennutzung in Österreich – empirische Befunde aus den Media-Analyse-Daten

Die Medienlandschaft ist seit mehreren Jahren einem tiefgreifenden Veränderungsprozess ausgesetzt. Vor allem die zunehmende Digitalisierung und die rasch fortschreitende Verbreitung des Internet haben auf Angebot und Nutzung der Medien enorme Auswirkungen. Erstmalig liegt für Österreich eine Längsschnittbetrachtung vor, die die Reaktionen des Publikums auf die Vervielfältigung des Medienangebots untersucht. Auf Basis der Media-Analyse-Daten von 1996 bis 2007 werden nicht nur das Verhältnis zwischen dem Internet und den klassischen Massenmedien, sondern auch die Unterschiede zwischen jüngeren und älteren Mediennutzern näher betrachtet. Die Ergebnisse zeigen zum einen eine relativ stabile Nutzung der traditionellen Medien in der Gesamtbevölkerung, zum anderen aber eine deutliche Kluft zwischen Jüngeren und Älteren. Vor allem für die Generation, die bereits mit dem Internet als Medium groß geworden ist (»Digital Natives«), sinkt die Attraktivität der Zeitung und des Fernsehens.

Constants and Changes of Media Use in Austria – Empirical Findings of Media Analysis Data

The media landscape has undergone quite a dramatic transformation in recent years. In particular, advanced digitalisation and rapid internet diffusion impose an enormous effect on media supply structures and usage patterns. Up until recently, the changes in Austria have not been examined from a user perspective. This contribution is based on a longitudinal study that reviews media analysis data for the period between 1996 and 2007, by focusing on the impact of the internet on the use of traditional media and the differences between younger and older users. The results show that the use of traditional media has remained almost the same for the population as a whole. However, a change in media usage patterns occurs among the „digital natives“, a cohort which has grown up with digital technology. Within this target group, the importance of newspapers and television is declining.

Caroline Roth-Ebner

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Crossmedia-Identitäten – Ergebnisse einer Aneignungsstudie zur Castingshow Starmania

Der Beitrag fragt nach dem Zusammenhang von Medien und Identität. Als Untersuchungsgegenstand wird eine crossmediale Inszenierung, die ORF-Castingshow Starmania, herangezogen, deren Besonderheit in der Verknüpfung unterschiedlicher Medien innerhalb eines Formats liegt. Es wird untersucht, inwiefern Starmania eine Ressource für die individuellen Identitätsprojekte von jugendlichen RezipientInnen darstellt. Der Beitrag geht zudem auf die Rolle des crossmedialen Designs für die Identitätskonstruktionen der Jugendlichen ein. Crossmedia, so das Resultat, fungiert als »Identitäts-Katalysator«, der identitätsbildende Prozesse anstößt und intensiviert. Die Crossmedia-Aneignung wird dabei auch kritisch betrachtet, indem die Risiken einer unreflektierten Mediennutzung am Beispiel der Untersuchung aufgezeigt werden.

Cross-media Identities – Results of a Study Concerning Media Adoption of the Casting Show Starmania 

The article explores the relationship between media and identity, examining a cross-media production, the ORF casting show Starmania. This show is unique, because of linking together various media in one format. The study investigates how Starmania constitutes a source for adolescents who are striving to construct an individual identity, and assesses the role of the show’s cross-media design for identity formation. We can demonstrate that cross-media operates as an »identity catalyser« by initiating and intensifying processes of identity construction. Yet a critical evaluation of cross-media adoption is also offered, concerning the risks associated with non-reflective media consumption.

Bettina Leibetseder

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Sicherung und Gefährdung sozialer Rechte – absehbare Effekte des bevorstehenden Wandels von der Sozialhilfe zur Bedarfsorientierten Mindestsicherung

Ziel dieses Artikels ist es, die institutionelle Realität am Sozialamt in Linz und Wien, die mit Hilfe von qualitativen Interviews erhoben wurde, mit der geplanten österreichweit einheitlichen Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) zu vergleichen. Die Sozialhilfe und die BMS werden anhand von drei Kriterien analysiert: Statusgleichheit im Sinn einer Sicherstellung des Rechts auf eine Unterstützung am Amt sowie an die Bezieher/ innen gestellte Bedingungen für einen verpflichtenden Einsatz ihrer Arbeitskraft und für Kinderbetreuungsaufgaben. Statusgleichheit wird in allen drei Systemen nur über die Bereitschaft zur Arbeitssuche erlangt. Während die Wiener Sozialhilfe einen geringen Druck zur Arbeitsaufnahme ausübt, stehen am Linzer Sozialamt und in der BMS Maßnahmen zur (Wieder-) Eingliederung für Arbeitsfähige stark im Vordergrund. Kinderbetreuung allein garantiert nicht das Recht auf einen Leistungsbezug – vielmehr müssen die mit dieser Betreuung befassten Personen dem Arbeitsmarkt immer früher zur Verfügung stehen.

Protecting and Endangering Social Rights – Foreseeable Effects of
the Change of Social Assistance to a Demand-Oriented Guaranteed Minimum Income

Based on qualitative interviews, the article analyses the institutional reality of social assistance offices in Linz and Vienna, and compares these findings with a proposed national demand-oriented guaranteed minimum income in Austria. The comparison draws on three criteria: status equality defined as a right of receiving benefits from the social assistance office and defined as conditions for clients concerning their job search and child care duties. Clients can achieve status equality only, when they are ready to enter the labour market. The Vienna social assistance administration puts their clients under comparatively lower pressure concerning the job searching. The social assistance in Linz, on the other hand, and the demand-oriented guaranteed minimum income focus on aspects of activation and integration into the workforce. Childcare responsibilities do not guarantee an unconditional support, and persons with such obligations should be prepared to accept earlier availability for the job market.

David F. J. Campbell / Thorsten D. Barth

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Wie können Demokratie und Demokratiequalität gemessen werden? Modelle, Demokratie-Indices und Länderbeispiele im globalen Vergleich

Der Artikel setzt sich mit der Messung von Demokratie und Demokratiequalität auseinander. Dabei werden drei globale (quantitative) »Makromodelle« für Demokratiemessung verglichen: Freedom House, Democracy Index und Democracy Ranking. Drei Forschungsfragen stehen im Vordergrund: Wie unterscheiden sich die drei Initiativen konzeptionell und methodisch voneinander? Wie plausibel sind diese drei Makromodelle für Demokratiemessung? Wie ähnlich (oder unähnlich) sind die empirischen Messergebnisse von Demokratie und Demokratiequalität? Für eine umfassendere Diskussion der Befunde wird auch auf (paarweise) Ländervergleiche von Demokratiequalität in der wissenschaftlichen Literatur verwiesen. Es lässt sich eine tendenzielle Übereinstimmung der Einschätzungen von Demokratiequalität sowohl der (»quantitativen«) Makromodelle als auch der (teilweise mehr »qualitativen«) Länderanalysen zur Diskussion stellen.

How Can Democracy and the Quality of Democracy be Measured? Models, Democracy Indices and Country-Based Case Studies in Global Comparison

The article focuses on measuring democracy and the quality of democracy by comparing three global (quantitative) »macro models«: Freedom House, Democracy Index and Democracy Ranking. The following research questions are crucial: how do these three initiatives differ conceptually and methodically from each other; how plausible are those three macro models of democracy measurement; how similar (or dissimilar) are the empirical measurement results of democracy and the quality of democracy? For a more comprehensive discussion of the findings, we also refer to a (pair-wise) comparison of countries and of the quality of their democracies, as it is being reported in the recent academic literature. In our assessment there appears to be a tendency of correspondence between the quality of democracy of the (»quantitative«) macro models and of the (partially more »qualitative«) country-based case studies.

Barbara Liegl / Georg Spitaler

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Zwischen Transnationalität und Identitätspolitik – Österreichische Migrationsregimes und der Profifußball (1945–2008)

Anhand der Daten für ca. 1.200 nicht österreichische Spieler und Trainer, die zwischen 1945 und 2008 in der obersten österreichischen Liga tätig waren, vergleicht der Beitrag zunächst das Feld des österreichischen Profifußballs und die dort bestehenden Zugangsregelungen mit allgemeinen Phasen und Trends von Arbeitsmigration nach Österreich. Dabei werden einerseits Parallelen von politischen „Migrationsregimes“ und Fußball-Arbeitsmarkt, andererseits aber auch Spezifika der „Eigenwelt“ des Fußballs sichtbar. Weiters werden historische und aktuelle Diskussionen über ausländische Fußballer nachgezeichnet und es wird anhand von ausgewählten Debatten über „Legionäre“ in Sportmedien diskursanalytisch untersucht, welche Rolle Fußball für allgemeine mediale und politische Diskussionen über Zuwanderung spielte. Deutlich wird dabei die Rolle des Fußballs als wichtiges Feld von Identitätspolitik.

Between Trans-Nationality and Identity Politics – Austrian Migration Regimes and Professional Football (1945–2008)

The article frames Austrian professional football in a broader context by comparing migration specifically in football with the general patterns and regulations of migration. We collected data on about 1,200 non-Austrian football players and coaches, who were involved in Austrian professional football between 1945 and 2008. When referring these data to general migration trends, then parallels of „political migration regimes“ with the football labour market als well as the specific characteristics of football become visible. In addition, we traced historic and current discussions about foreign players as they are being reflected in the media. A discourse analysis of selected media debates on foreign players explores the role of football in relation to the general political arguments on migration in Austria. The analysis shows that football represents an important field for identity policy.