Heft 2 / 2013: "offenes Heft"

Raimund Haindorfer

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Ost-West-Pendeln und soziale Integration in den Herkunftsgesellschaften. Explorative Ergebnisse einer Feldstudie in Westungarn

Dieser Beitrag beschäftigt sich mit den sozialen Beziehungen zwischen Ost-West-PendlerInnen und NichtmigrantInnen am Beispiel der westungarischen Grenzgemeinde Koszeg. Die empirischen Analysen basieren auf einem Methoden-Mix, in dem ethnographische Beobachtungen, qualitative Interviews (n = 16) und eine egozentrierte Netzwerkanalyse (n = 80) kombiniert wurden. Zur theoretischen Rahmung der Ergebnisse werden etablierte Konzepte der Migrations- und Integrationsforschung herangezogen. Die qualitativen Ergebnisse dieser Studie zeigen negative Einstellungen und Facetten sozialer  Distanzierung zwischen PendlerInnen und NichtmigrantInnen. Die Netzwerkanalyse liefert quantitative Hinweise für die Existenz eines PendlerInnenmilieus in Koszeg. In Anbetracht der Ergebnisse dieser explorativen Studie scheint das Pendeln die Beziehungen zwischen PendlerInnen und NichtmigrantInnen in der Herkunftsgesellschaft zu schwächen.

East-West Commuting and Social Integration in Origin Communities. Explorative Findings of a Field Study in Western Hungary

This article deals with the configuration of social relations between east-west-commuters and non-commuters by taking the Western Hungarian border community Koszeg as an exemplary instance. The analysis is based on a mixed-methods approach, combining ethnographic observation, qualitative interviews (n = 16) and an ego-centered network analysis (n = 80). The theoretical framework draws on established concepts in migration and integration research. The outcomes of the qualitative data show negative attitudes between commuters and non-commuters as well as facets of social dissociation. Furthermore, the network analysis provides an indication of a distinct milieu of commuters in Koszeg. Given the results of this explorative field study, there is incidence that commuting represents a weakening factor for social relations between commuters and non-commuters in the origin community. 

Thomas Herscht

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Populäre Musik aus Österreich in digitalen, multimedialen Archiven. Zur Konstruktion eines nationalen und regionalen Pop-Rock-Erbes

In vielen Ländern ist populäre Musik mittlerweile zu einem fixen Bestandteil von Institutionen des kulturellen Erbes wie Archiven oder Museen geworden. Dieser Artikel geht der Frage nach, wie die digitalen, multimedialen Archive Österreichische Mediathek (OeM), Skug Research-Archiv österreichischer Popularmusik (SRA), das Rockarchiv Steiermark und die Trash Rock Archives ein österreichisches bzw. steirisches Pop-Rock-Erbe konstruieren. Ziel des Artikels ist es, die
unterschiedlichen Strategien der (An-) Sammlung von Produkten und Dokumenten österreichischen Pop-Rocks sowie die Strategien der Inszenierung dieser Materialien als wertvolle Vergangenheit zu beleuchten. Die Analyse zeigt, dass die untersuchten Archive kein einheitliches Erbe, sondern miteinander konkurrierende Entwürfe eines nationalen bzw. regionalen Pop-Rock-Erbes konstruieren.

Popular Music from Austria in Digital, Multimedia Archives. On the Construction of a National and Regional Pop-rock Heritage

Popular music has now become a well established constituent of archives, museums and other institutions that are committed to cultural heritage. This article explores the issue as to how specific digital, multimedia archives – the Österreichische Mediathek (OeM), Skug Research-Archiv österreichischer Popularmusik (SRA), Rockarchiv Steiermark and the Trash Rock Archives – construct an Austrian or Styrian pop-rock-heritage. The aim is to highlight the divergent strategies of
accumulating and collecting products and documents of Austrian pop-rock, while identifying the strategies of re-enacting such material in terms of a valuable past. The analysis demonstrates that the investigated archives construct competing designs of a national or regional pop-rock-heritage rather than presenting a unified heritage.

Gert Lang / Almut Bachinger / Martina Welechovszky

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Determinanten der Lebensqualität älterer Frauen. Zum Stellenwert der wahrgenommenen Sicherheit und Eingebundenheit

Neuere sozialgerontologische und soziologische Forschungen legen nahe, dass nicht lediglich personale, sondern auch sozial-räumliche Faktoren für die Lebensqualität älterer Menschen verantwortlich zeichnen. Zusammen machen sie den objektiven Handlungskontext für subjektive Wahrnehmungen und Bewertungen eines Individuums aus, die handlungsrelevant sind. Mit Hilfe von Daten einer im Jahr 2010 durchgeführten Umfrage unter 593 zuhause lebenden älteren Frauen (60+) werden die sozial-räumlichen Aspekte als Erklärungsvariablen für die subjektive Lebensqualität untersucht. Die Analyse erweist: Die subjektive Lebensqualität älterer Frauen hängt in hohem Maße von der wahrgenommenen Sicherheit, sozialen Eingebundenheit und vom Gesundheitsstatus ab. Während Lebensqualität überwiegend durch sozial-räumliche Aspekte der Gemeinde/ Nachbarschaft erklärt werden kann, ist Unsicherheit von der  Gemeindegröße und dem Ausmaß sozialer Aktivitäten/ Partizipation abhängig sowie zusätzlich bei vulnerablen Älteren mit niedriger Bildung und Gesundheit verbreiteter.

Determinants of Life Quality of Older Women. About the Importance of Perceived Safety and Embeddedness

Recent social gerontology and sociological research suggest that not only personal factors but also the socio-spatial context is assumed to be a factor in explaining quality of life. Together they make up the objective action context for subjective perceptions and evaluations of an individual, which are relevant for behaviour. Using survey data from 2010 with 593 older women living at home (60+), the social and spatial aspects are considered as explanatory variables for the subjective quality of life. The analysis shows: subjective life quality of older women depends largely on the perception of safety, social embeddedness and their health status. While quality of life can mainly be explained by socio-spatial aspects of the community or neighbourhood, feelings of insecurity depend on the size of the community, the extent of social activities (participation) and are also common among vulnerable groups of older people with low education and health.

Angelika Psenner

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Wem gehört die Straße? Genealogie der Nutzerrechte in Wiens Straßen

In der historischen Entwicklung der Wiener Straßennutzungsregelung lässt sich ein Abdriften konstatieren: von einer anfänglich klar Personenschutz-bezogenen Gesetzgebung in Richtung Schutz des technischen, fließenden Fahrzeug-Verkehrs. Den größten Schnitt in der Hierarchisierung der verschiedenen VerkehrsteilnehmerInnen auf Wiens Straßen brachte die Einführung der nationalsozialistischen Straßenverkehrsordnung im Jahr 1938. Sicherlich muss die Zunahme des Kfz-Verkehrs als Grundlage dieser Entwicklung gesehen werden, die eigentliche Umgewichtung wurde jedoch deutlich durch die Gesetzgebung verursacht. Zwar rief die Nachkriegsregelung zu Rücksicht, Vorsicht und Aufmerksamkeit auf, doch wurde jene, unter dem Nationalsozialismus hervorgebrachte unbedingte Zuwendung und Bevorrechtung des Kfz-Verkehrs weiterhin beibehalten. Auch die aktuell gültige StVO und damit die Benutzungsrechte für den öffentlichen Straßenraum gehen also auf ein Wertesystem zurück, in dem die Rechte des einzelnen Menschen vor der alles überragenden Idee des »Gesamtvolkssinns« verblassten.

Who ›Owns‹ the Street? Genealogy of Users' Rights Relating to Vienna’s Streets

The analysis of the historical development of users’ rights in the Viennese context reveals the following: legislation shifted away from an initial emphasis on protection of people and was soon rewritten to protect vehicle traffic. In fact, the National Socialist street ordinance – which was enacted in Austria in the year 1938 – provided the most significant shift in the hierarchy of street users. While this development was a response to the general increase of motorized traffic, the shift of emphasis was accomplished through legislative means. Postwar regulations called for »care, caution, and attention«, but nevertheless remained primarily fixed on the protection of traffic. It was not until 1960 that the so-called cautionary rule was rephrased, and the human being once again moved into the centre, replacing traffic as the focus of attention. By this even the current traffic ordinance, and with it the rights to use public street space, are rooted in a system of values that privileged the ideal of a »Gesamtvolkssinn« over the rights and the protection of individuals. 

Angela Wegscheider

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Politische Partizipation von Menschen mit Behinderungen

Der vorliegende Artikel setzt sich mit Aspekten der politischen Partizipation von Menschen mit Behinderungen auseinander und bezieht sich dabei insbesondere auf Artikel 29 der Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen. Dieser hält fest, dass Menschen mit Behinderungen einen gleichberechtigten Zugang zu politischer Partizipation haben sollten. Der vorliegende Artikel befasst sich mit dem Wahlrecht und Wahlvorgang und stellt Organisationen vor, die Menschen mit
Behinderungen auf politischer Ebene vertreten. Die politische Partizipation von Menschen mit Behinderungen ist durch ausgrenzende bauliche, soziale und kognitive Barrieren, Strukturen der Fremdbestimmung und mangelnde Selbstrepräsentation eingeschränkt. Ungenügend gesetzlich gesicherte Barrierefreiheit wie auch fehlendes Bewusstsein der Behörden fördern einen ungleichen Zugang zur Stimmabgabe. Zudem erheben neben Selbstvertretungsorganisationen auch Dienstleistungsunternehmen der freien Wohlfahrt den Anspruch, Menschen mit Behinderungen zu vertreten, was nicht Artikel 29 entspricht.

Political Participation of People with Disabilities

This article focuses on political participation of people with disabilities and refers to Article 29 of the United Nations Convention on the Rights of Persons with Disabilities: it emphasises the access to electoral rights as well as to voting processes, and scrutinizes organisations that advocate people with disabilities. Main results of the study show that people with disabilities are deprived of their political participation by inaccessible voting environments and obstacles such as social barriers and a systematic lack of political representation. Inadequate regulations as well as a lack of consciousness of administration promote inaccessible voting processes. Disabled People’s Organisations and (at the same time) service providers for care or housing represent and speak for people with disabilities on a political level, which is not conform with Article 29.