Der Beitrag behandelt das Thema »Gewalt gegen Frauen und Mädchen« in den Politiken der Vereinten Nationen und deren Frauenrechtsinstrumenten aktuell und in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Aus einer empirischen Perspektive der aktiven Prozessbeobachtung und -partizipation wird mittels Dokumentenanalyse schwerpunktmäßig das als »historisch« bezeichnete Abschlussdokument der 57. Sitzung der Frauenstatuskommission der Vereinten Nationen 2013 besprochen. Dessen Inhalte umfassen sowohl die Ursachen und Hintergründe von Gewalt gegen Frauen und Mädchen als auch Empfehlungen für Nationalstaaten, Institutionen, die Zivilgesellschaft und private Akteure, die sie sich zur Umsetzung vorgenommen haben. Das Abschlussdokument wird in seiner Bedeutung als Menschenrechtsinstrument und im Zusammenhang mit der Frauenrechtskonvention untersucht. Im Ausblick wird auf die Verankerung der Frauenrechte im zukünftigen Rahmen der Post-2015-Entwicklungsagenda der Vereinten Nationen eingegangen.
This article discusses the issue of »violence against women and girls« within the context of policies of the United Nations and their women’s rights instruments, concerning the current situation and in a historical framing. From an empirical perspective, the active process of observation and of participation is being referred to with means of document analysis, the so-called »historic« final document of the 57th Session of the UN Commission of the Status of Women in 2013 is reviewed. Its content includes both the background and causes of violence against women and girls as well as recommendations for nation-states, institutions, civil society, and private actors that focus on realization and implementation. The final outcome document is assessed as an instrument for human rights in relation to the Convention of the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women. In an outlook on future deliberations, the anchoring of women’s rights in the
framework of the United Nations post-2015 agenda is also discussed.
Ausgehend von konzeptuellen Überlegungen geht der Beitrag Fragen der Verbreitung und Muster von Gewalt und Misshandlung im sozialen Nahraum an älteren Frauen nach. Es wird von den Ergebnissen einer Repräsentativumfrage aus dem Jahr 2010 berichtet, als insgesamt 2.880 zuhause lebende ältere Frauen (60+) in fünf europäischen Ländern zu Gewaltwahrnehmung und -erleben innerhalb der vergangenen zwölf Monate interviewt wurden. Drei von zehn älteren Frauen (30,1 Prozent) waren von Nahraumgewalt in unterschiedlicher Form und Ausmaß betroffen, die mit Konsequenzen im Handeln und Erleben verbunden war. Gewalt an und Misshandlung von älteren Frauen hat viele Gesichter und tritt in subtilen Gestalten auf. Weil die häusliche Gewalt von individuellen, sozialen und kulturellen (Risiko-) Faktoren (mit-) determiniert wird, sind bei Präventionsmaßnahmen unbedingt auch die gesellschaftlichen Strukturen, in denen die Gewalt eingebettet ist, sowie die kulturellen Praktiken, an die sie rückgebunden ist, zu berücksichtigen.
Based on conceptual considerations, this article deals with the prevalence and patterns of domestic violence and abuse against older women. Results of a representative survey from 2010 will be reported, where a total number of 2,880 home-dwelling older women (60+) from five European countries were interviewed about their perception and experiences of violence and abuse within the past 12 months. 3 out of 10 of the older women (30.1%) were affected by incidents of domestic violence and abuse, differing in form and extent, but also with consequences for their actions and feelings. Violence and abuse against older women has many faces and occurs in subtle forms. Because the problem is (co-) determined by individual, social and cultural (risk-) factors, preventative measures must take into account the societal structures, in which violence and abuse are embedded, as well as the cultural practices, to which they are linked back.
Ausgehend von der massiven Gefährdung durch Partnergewalt, der manche Frauen ausgesetzt sind, wurde anhand einer Totalerhebung der Verurteilungen nach Tötungen/ Tötungsversuchen über drei Jahre hinweg versucht, ein Gefährdungsprofil zu erstellen. Als die signifikantesten Risikomerkmale erwiesen sich neben einer Gewaltvorgeschichte die (gewünschte, vollzogene) Beendigung der Beziehung durch die Frau und die Eifersucht des Mannes. Schwere Gewalt von Seiten der Frauen erfolgt nicht nur deutlich seltener und mit weniger gravierenden Folgen, sondern auch in anderen Kontexten. Das Risiko, Opfer eines (versuchten) Tötungsdelikts durch einen (ehemaligen) Beziehungspartner zu werden, betrifft in Österreich jährlich rund eine von 300.000 Frauen und ist somit verglichen mit anderen europäischen Staaten relativ gering – möglicherweise ein Effekt des Gewaltschutzgesetzes.
Starting from the massive threat that some women are exposed to due to intimate partner violence, a risk profile (over a period of three years) was elaborated on the basis of a comprehensive survey on convictions for killings/ attempted killings. Together with a violence history, as the most significant risk characteristics proved to be the fact that the woman wanted to end or ended the relationship and the jealousy of the man. Severe violence on the part of women occurs not only considerably less frequently and with less serious consequences, but also in other contexts. In Austria, around one of 300,000 women falls victim every year to an (attempted) killing by a (former) partner, therefore the risk is relatively small compared with other European countries – possibly thanks to the Violence Protection Act.
Im vorliegenden Beitrag wird mithilfe von zwei deutschlandweit repräsentativen Dunkelfeldstudien ermittelt, inwiefern sich die Prävalenz häuslicher Gewalt gegen Frauen in Deutschland zwischen 1992 und 2011 verändert hat. Diese Angaben werden durch Daten zum individuellen Anzeigeverhalten ergänzt. Aus den Befunden lässt sich ein unmittelbarer Handlungsbedarf in Hinblick auf verstärkte Informationskampagnen zu den bestehenden Schutzmöglichkeiten vor häuslicher Gewalt
ableiten.
Based on two representative victim surveys, the present article aims at clarifying how the prevalence of domestic violence against women in Germany has changed from 1992 to 2011. The results are complemented by data on domestic violence that were reported to the police. These findings are discussed with respect to practical implications.