2013 war mit der Nationalratswahl und vier Landtagswahlen ein innenpolitisch intensives Jahr. Neben sehr unterschiedlichen Rahmenbedingungen sorgte das Antreten neuer Listen, insbesondere jenes des Teams Stronach, für zusätzliche Aufmerksamkeit. Der Artikel analysiert empirische Ergebnisse von Wahltagsbefragungen und Wählerstromanalysen und vergleicht sie mit Daten aus früheren Wahlen. Es zeigen sich einmal mehr klare Unterschiede im Wahlverhalten von Männern und Frauen sowie von jungen und älteren Personen. Hinsichtlich der Neuparteien wird versucht, einen Überblick über deren Abschneiden und mögliche Erklärungsfaktoren dafür zu geben, wobei diese Parteien stärker von der FPÖ und dem BZÖ profitierten und mehr von (jüngeren) Männern unterstützt wurden.
In 2013, the federal parliament, along with four state parliaments, was elected in Austria. While the specific conditions varied, the elections saw also the successful rise of newly emerging parties, first of all of the Team Stronach. The article presents some empirical findings on voting behaviour, motives and voter transitions and tries to give an overview on possible success-factors for new parties. The data show quite different party choices between men and women as a manifestation of
a gender gap and between younger and older voters as a generation gap again. Team Stronach benefitted especially from former FPÖ-/ BZÖ-voters and from the support of (younger) men.
Fernsehdebatten gelten als zentrale Elemente politischer Kommunikation in Wahlkampfzeiten. Im österreichischen Nationalratswahlkampf 2013 kamen sie in auffälliger Dichte zum Einsatz und überraschten mit dem intensiven Einsatz visueller Hilfsmittel durch die SpitzenkandidatInnen. Auf Basis einer qualitativen Inhaltsanalyse legt der Beitrag eine Typologie dieser visuellen Hilfsmittel vor und diskutiert ihren strategischen Nutzen für die wahlwerbenden Parteien.
Television debates represent a central component of political communication in election campaigns. During the campaign for the Austrian Federal Election 2013, television debates were used extensively, but also surprised with the use of visual tools by the discussants. Based on a qualitative content analysis, the article provides a typology of visual tools and discusses their strategic use by competing parties.
Die universitäre Wissenschaft ist in den höheren beruflichen Positionen noch immer männlich dominiert. Vielfach ist in Studien der Frage nachgegangen worden, aus welchen Gründen dieses Ungleichverhältnis entsteht. Der vorliegende Beitrag knüpft an diese Forschung an und untersucht Beweggründe für einen selbst gewählten Ausstieg von Frauen. Damit wird versucht, die Erklärungsvielfalt zum ungleichen Geschlechterverhältnis um eine zusätzliche Dimension zu erweitern. Als Datengrundlage dienen zehn qualitative Interviews mit Wissenschaftlerinnen, die unterschiedliche berufliche Positionen im Universitätssystem ausgeübt haben und in den letzten drei Jahren ausgestiegen sind. Die Ergebnisse werden anhand einer Fallanalyse präsentiert: Instabilität und Perspektivenlosigkeit in den Beschäftigungsverhältnissen, eine geschlechtsspezifische Aufteilung von Arbeitsprozessen und die Schwierigkeit, berufliche und private Verpflichtungen zu vereinbaren, werden als zentrale Gründe für einen Ausstieg thematisiert.
Advanced positions at universities are still dominated by men. Existing research concentrates on the reasons for this imbalance. In line with this, the present article analyses reasons for women’s self-chosen retreat of leaving in an attempt to expand the variety of available explanations for unequal gender relations by applying an additional dimension. The data are based on ten qualitative interviews with female scientists who filled different professional positions, but retreated from the university system within the last three years. The results are presented in the form of a case analysis: In terms of the major reasons for retreat, attention is focused on instability and a lack of perspective in occupational relationships, the gender-specific allocation of working processes, and difficulties associated with reconciling private and professional obligations.
Der Sozialstaat des 21. Jahrhunderts setzt verstärkt auf die Inpflichtnahme seiner Bürger durch Aktivierung und Forderung nach Eigenverantwortlichkeit. Dies bedeutet eine sowohl institutionelle als auch soziale Neupositionierung insbesondere des hilfebedürftig gewordenen Bürgers innerhalb der Gesellschaft und ihres Sozialstaatsregimes. Am Beispiel der deutschen Sozial- und Arbeitsmarktreformen (»Hartz IV«) wird gezeigt, dass diese Neupositionierung mit einer in theoretischen wie öffentlichen Debatten vollzogenen Reinterpretation sozialer Risiken wie Arbeitslosigkeit und Hilfebedürftigkeit einhergeht und mit der sozialen Typisierung von Arbeits- bzw. Erwerbslosen entlang des Deutungsmusters des »faulen Arbeitslosen« verbunden ist. Diese Typisierung findet auch Eingang in die Selbstbeschreibungen und Wirklichkeitskonstruktionen von Hilfeempfängern, die so unwillentlich zu Ko-Konstrukteuren einer mit Exklusionsrisiken verbundenen sozialen Ungleichheitsordnung im aktivierenden Sozialstaat werden.
The twenty-first century welfare state seeks to make its citizens to take on responsibility for social risks such as unemployment and overcoming neediness. This includes to reposition the unemployed and the welfare recipients within the institutional and social framework. In reference to the example of the German welfare reforms known as »Hartz IV«, it can be shown that the respective repositioning progresses along with theoretical and public debates fostering the concept of the »lazy unemployed«. This has ramifications for the self-descriptions and concepts of reality of welfare recipients, who by this unwillingly become co-constructors of the activating welfare-states’ order of social inequalities, which actually promotes risks of social exclusion.
Social-Media-Analyse (SMA)-Techniken ermöglichen es zehn Jahre nach der Einführung von Facebook, das Web-2.0-Publikationsverhalten von BürgerInnen auch in gesellschaftlich relevanten Politikfeldern wie der Integration von MigrantInnen für wissenschaftliche Institutionen und öffentliche Verwaltungen zu erforschen. Am Fallbeispiel des von der EU-Kommission geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekts »UniteEurope« untersucht der vorliegende Artikel die ethischen Bedingungen, unter denen solche Analysen stattfinden können. Dabei stehen zwei Aspekte im Vordergrund: Zum einen geht es um den Schutz der Privatsphäre von AutorInnen der erforschten Inhalte. Zum anderen beleuchtet der Artikel Möglichkeiten von Social-Media-Analyse-Technologien, die fehlende gesellschaftliche Repräsentativität im Internet zu berücksichtigen, ohne die Ergebnisse quantitativ zu gewichten.
Ten years after the launch of Facebook, social-media-analysis (SMA) technologies make it possible for scientific institutions as well as public authorities to investigate Web 2.0 postings of citizens in socially relevant policy fields such as migrant integration. Using the case of the European Commission’s funded research and development project »UniteEurope«, this article examines the ethical conditions that are necessary for such analysis. Thereby, two aspects appear to be crucial: On the one hand, this article raises questions of privacy of the original authors who posted the researched content. On the other hand, the article also explores possible measures that social-media-analysis technologies can employ in order to consider the missing representativeness of the Internet, without introducing a quantitative weighting of results.