Als Resultat weltweiter Migrationsbewegungen kam es in den vergangenen Jahren auf EU-Ebene und in Österreich zu einer verstärkten ethnisch-kulturellen Diversität – auch der erwerbstätigen Bevölkerung – und infolge zu einem Anstieg an ethnischen Ökonomien. Im Jahr 2015 hatten insgesamt 16,8 Prozent der selbstständig Erwerbstätigen in Österreich einen Migrationshintergrund. Dieser Artikel stellt empirische Daten zu ethnischen Ökonomien in Österreich vor und entwirft ein »Mapping«, eine empirische statistische Landkarte, der ethnischen Ökonomien im Vergleich zur autochthonen Bevölkerung innerhalb Österreichs. Das detaillierte statistische Datenmaterial wird unter Beihilfe von wirtschafts- und migrationssoziologischen Modellen zu ethnischen Ökonomien, allen voran des Reaktionsmodells, interpretiert.
As a result of worldwide migration movements, ethnic diversity within the Austrian labour market increased. In consequence of this, the number of ethnic businesses has risen. In 2015, 16.8 percent of all self-employed persons in Austria had a migrant background. This article illuminates empirical data about ethnic economies in Austria. It creates a mapping of ethnic economies, comparing these with the self-employment activity rates of the native population within the Austrian context. The detailed statistical data will be interpreted in the light of sociological theories about ethnic economies, for example by using the so called reaction model.
Mitentscheiden oder Mitgestalten: Direkte Demokratie versus dialogorientierte Verfahren in lokalen Entscheidungsfindungsprozessen
Der Artikel untersucht, wie BürgerInnen auf lokaler Ebene bei umstrittenen Entscheidungsfindungsprozessen in Österreich eingebunden werden und welche Mitgestaltungsmöglichkeiten sich ihnen bieten. Dazu wurden sechs lokale Entscheidungsfindungsprozesse zu umstrittenen Windkraftprojekten in Niederösterreich untersucht. In den jeweiligen Auseinandersetzungen sind kaum Elemente partizipativer oder deliberativer Ansätze und nur ein direktdemokratisches Instrument, Bürgerbefragungen, vorzufinden. Entscheidungsfindungsprozesse sind somit auf der lokalen Ebene auf Mitentscheidung und nicht auf Mitgestaltung ausgerichtet. So steht der Wunsch nach Akzeptanz der Bevölkerung für bereits im Vorfeld getroffene Entscheidungen im Vordergrund, während die gemeinsame Entwicklung eines Windkraftprojekts in der Regel nicht vorgesehen ist.
This article investigates, how citizens are invited to take part in local decision-finding processes in Austria. In order to find out, what type of options are being offered to citizens, we have analyzed six fiercely debated decision-finding processes on wind power projects in Lower Austria. We barely found elements of participatory or deliberative approaches and only one single direct democratic instrument – referendums without mandatory consequences. Decision-finding processes on the local level are therefore mainly directed toward co-decision, and not co-creation. Regularly, decision-makers do not want to develop wind power projects together with citizens, but rather mobilize acceptance for already made decisions.
Gender-Bias in österreichischen Wahlkämpfen? Einflussfaktoren auf die Sichtbarkeit von KandidatInnen in den Fernsehnachrichten
Unterrepräsentation von Frauen in Politik und Gesellschaft bedeutet ein ernstes demokratisches Defizit. Die Studie untersucht potenzielle Einflussfaktoren auf das Geschlechterverhältnis der KandidatInnen in den Hauptnachrichtensendungen des österreichischen öffentlich-rechtlichen Senders ORF während der Nationalratswahlkämpfe 2002 bis 2013. In Bezug auf die Häufigkeit der Auftritte und die Länge der Redezeit besteht eine deutliche Benachteiligung der weiblichen Kandidierenden. Die multivariate Analyse von Einflussfaktoren zeigt, dass diese Benachteiligung auch nach Kontrolle wichtiger journalistischer Selektionskriterien (wie politischer Prominenz, Status von QuereinsteigerInnen und Einfluss durch parlamentarische Erfahrung) und Kriterien der politischen Logik (Frauenanteil im Nationalrat, Listenplätze und Public Relations der Parteien) bestehen bleibt. Als Indikator für die PR der Parteien wurden erstmals Pressemitteilungen in eine Analyse der Ursachen eines Gender-Bias einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass politische PR vor allem zugunsten von männlichen Kandidierenden wirkt.
Underrepresentation of women in politics and society constitutes a serious democratic deficit. The study investigates possible predictors of a gender bias in the newscasts of the Austrian public service broadcaster ORF, covering all four Austrian parliamentary election campaigns between 2002 and 2013. Regarding frequency and amount of speaking time, the analysis indicates an enduring gender bias in coverage of parliamentary candidates. Results of multivariate analyses of possible predictors relating to both, the media and the political side, show that the bias persists even after controlling for some of the most important news selection criteria, such as political prominence, non-political celebrity and parliamentary experience. For the first time using news releases indicating the parties’ support for some candidates as frontrunners, the findings reveal that political PR primarily works in favor of male candidates.
Die vorliegende qualitative Studie beschreitet Neuland mit der Thematisierung von sexuellen Belästigungen junger Frauen und Männer im beruflichen Umfeld. Gegenstand der in Wien überwiegend im ersten Halbjahr 2016 durchgeführten Gespräche mit Frauen und Männern zwischen 17 und Mitte Zwanzig waren ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung, vor allem, wo sie sich Unterstützung gewünscht hätten, aber nicht erlebt haben. Komplettiert werden die Wahrnehmungen der Betroffenen mit beispielhaften Reaktions- und Präventionsmaßnahmen.
This qualitative study breaks new ground by focusing on the issue of sexual harassment of young women and men in a professional environment. Interviews with women and men between 17 and about mid-20, which were conducted in Vienna in the first half of 2016, concentrated on their experiences with sexual harassment, especially on the question, when they would have needed support, but did not receive any. Perceptions of the concerned persons are complemented by exemplary reactive and preventive action.
Seit den 1950er-Jahren gibt es überhaupt erst Forschung über den Konsum älterer Menschen, speziell Senioren (65+), vorrangig in Nordamerika, und noch recht vereinzelt, seit den 1990er-Jahren, dann in Europa. Der Hauptfokus liegt auf dem Konsum im engeren Sinne, d. h. mit Blick auf sämtliche Aktivitäten rund um das Einkaufen. Alles, was mit der tatsächlichen Verwendung der Sach- oder Dienstleistungen im Alltag zu tun hat, wird demgegenüber stark vernachlässigt, wie eine erste Literaturauswertung zeigt. Der Beitrag dokumentiert den Stand der Seniorenkonsum-Forschung anhand dieser Unterscheidung und plädiert zum Schluss dafür, deutlich mehr Aufmerksamkeit für den Seniorenkonsum im weiteren Sinne, d. h. für die tatsächliche Verwendung der entsprechenden Sach- und Dienstleistungen durch ältere Konsumenten und Konsumentinnen aufzubringen.
Only since the 1950s, there exists academic research concerning the consumption behavior of the elderly, particularly seniors, in North America, and for Europe since the 1990s. The main focus lies on consumption in a narrow sense, exclusively related to all activities that fall into the category of shopping. Everything else, that means the real use of the goods and services by older people in daily life, has been neglected almost completely, as is being demonstrated in a first evaluation of a related literature research. The article documents the present state of art of seniors’ consumption research that distinguishes between pure shopping and the subsequent consumption of goods and services by senior consumers.