Im Mittelpunkt des Artikels steht die Fridays for Future-Bewegung (FFF) und ihr Versuch, Deutungshoheit über das komplexe Phänomen des Klimawandels, dessen Auswirkungen und die notwendigen Maßnahmen zu erlangen. Der Artikel möchte mittels einer Framing- Analyse die Ziele und Mobilisierungsmöglichkeiten der FFF erfassen. Die Identifizierung von Deutungsrahmen ist zentral, um zu sehen, welche gesellschaftlichen Probleme von einer sozialen Bewegung aufgegriffen und wie diese strategisch genutzt werden. Der Artikel kombiniert eine qualitative Analyse von Texten der Webseite und Presseaussendungen der Bewegung mit Daten von zwei Befragungen von Protest-Teilnehmer*innen im März und September 2019. Die Framing-Analyse zeigt, wie FFF Protest und Widerständigkeit organisiert und welche spezifischen Interpretationen der Klimakrise als strategisches Mittel eingesetzt werden, um die von der Bewegung präferierte Klimapolitik durchzusetzen.
This article focuses on the Fridays for Future movement (FFF) and its attempt to gain interpretative sovereignty over the complex phenomenon of climate change, its effects and adaptation measures. By means of a framing analysis, the aim is to capture the goals and mobilization possibilities of the FFF. The identification of interpretative frameworks is central to investigate, which societal problems are taken up by the social movement and how they are used strategically. The article combines a qualitative analysis of movement texts from the FFF webpage and also of press releases, with data from two protest surveys conducted in March and September 2019. The framing analysis shows how FFF organizes protest and resistance and which specific interpretations of the climate crisis are used as a strategic tool to implement the climate policy as it is being preferred by the movement.
Extinction Rebellion (XR) versteht sich als eine globale soziale Bewegung, die durch gewaltfreien zivilgesellschaftlichen Widerstand zur Lösung der Klimakrise beitragen will. Dieser Artikel beschäftigt sich auf Basis einer qualitativen Studie damit, was dazu führt, dass Menschen aktiv werden, um sich für Extinction Rebellion (XR) zu engagieren. Es wurden 17 Aktivist*innen in Österreich in semi-strukturierten Interviews und sechs Aktivist*innen in einer Gruppendiskussion über ihre Motivation und ihr Aktionsverständnis befragt. Zusätzlich wurden drei Interviews mit Expert*innen für soziale Bewegungen durchgeführt, um Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen Selbst- und Fremdbild zu ergründen. Die beiden Perspektiven werden in einer Synthese in Bezug auf die Chancen und Risiken von XR als soziale Bewegung in Österreich zusammengeführt. Die Studie zeigt auf, dass XR ein Ort für Aktivist*innen ist, sich schnell und einfach zu engagieren, ein Ort der emotionalen Reifung und ein Prototyp einer regenerativen Kultur. Als bedeutsamste Risiken von XR werden die Einhaltung der Gewaltfreiheit, konzeptionelle Unklarheiten und das Mobilisierungsproblem abgeleitet.
Extinction Rebellion (XR) sees itself as a global social movement that wants to contribute to solving the climate crisis through non-violent civil society resistance. In this qualitative study, 17 activists in Austria (in semi-structured interviews) and six activists (in a group discussion) were asked about their motivation and their understanding of action. In addition, three interviews were carried out with experts, to discuss similarities and differences between self-image and that of others. The two perspectives are presented and brought together in a synthesis, pointing out opportunities and risks of XR. The study shows that XR is a place for activists to get involved with quickly and easily, a place of emotional maturation and a prototype of a regenerative culture. The most significant risks of XR are the danger of violence, conceptual ambiguity and a mobilization problem.
Städte spielen eine zentrale Rolle, um Antworten auf die klimawandelbedingten Herausforderungen zu finden. Intensive (essbare) Begrünungsmaßnahmen haben das Potenzial, die Hitzeentwicklung zu kompensieren, lokale Nahrungsmittelproduktion und den sozialen Zusammenhalt zu unterstützen. Dazu können sowohl Bewohner*innen der Stadt als auch Akteur*innen der Stadtverwaltung einen wirkungsvollen Beitrag leisten. Der vorliegende Artikel beschreibt anhand des partizipativen Forschungsprojekts essbare Seestadt in Wien, wie eine Bürger*innen-gesteuerte Bottom-up-Begrünung funktionieren könnte, welche Hürden dabei auftreten, welche Voraussetzungen und insbesondere Aushandlungsprozesse dafür benötigt werden, um eine grünere und essbare Stadt zu ermöglichen. Dabei bestätigt sich Lefebvres Theorie, dass Raum das Produkt sozialer Praxis ist und sich dialektisch als physisches, mentales und symbolisches Konstrukt manifestiert.
Cities play a crucial role when it comes to tackle the challenges implied by climate change. Intensive (edible) greening initiatives have the potential to lower heat development, foster local food systems and strengthen social cohesion. Both, citizens and representatives of the public service and governmental institutions, they can make an impactful contribution. This article presents the results of the participative research project “essbare Seestadt” (standing for “edible Seestadt”), in Vienna, showing how a citizen-driven bottom-up greening could look like, which obstacles arise and which preconditions and negotiation processes are required to implement a green and edible city. Lefebvres theory that space is a result of social practice and is built dialectically as a material, mental and symbolic construct, is approved.
Die Fragestellung des Artikels verfolgt das Ziel, partizipative Kooperationserfahrungen von Jugendlichen mit Behinderung im Übergang von der Schule in den regulären Arbeitsmarkt Gegenstandsverankert sichtbar zu machen. Hierbei geht es insbesondere um die Erfahrungen von fünf Jugendlichen mit Behinderung, welche sich im Setting einer inklusiven Qualifizierungsmaßnahme befinden. Die narrativ geführten Interviews wurden gemäß den Auswertungsschritten der konstruktivistischen Grounded Theory nach Charmaz (2014) analysiert. Erste Erkenntnisse zeigen, dass Jugendliche partizipative Kooperation in einer inklusiven Maßnahme erfahren, die vor allem durch eine Unterstützung in Peer-Gruppen bzw. von professionellen Unterstützer*innen, eine gemeinsame kommunikative Basis und ausreichende zeitliche Ressourcen gekennzeichnet ist.
The research question of the article tries to give visibility to participative cooperation experiences of young people with disabilities in the transition from school to the regular labour market in an object-based manner. The focus is on five youths with disabilities, who are undergoing an inclusive qualification measure. The narrative interviews were conducted and analysed by using the constructivist grounded theory of Charmaz (2014). Initial results reveal that youths undergo experiences of participative cooperation in inclusive settings, which are characterised by joint discussions and mutual support in peer-groups and with professional supporters, a common communication basis and sufficient time resources.
2015 öffnete Österreich seine Grenzen, nahm geflüchtete Menschen auf und setzte damit ein Zeichen der Humanität. Die Forschungsgruppe „TRANS_SPACE“ der Fachhochschule Kärnten beschäftigte sich mit dem Integrationsprozess langfristig aufenthaltsberechtigter Flüchtlinge in Österreich. Es wurden die Erfahrungen analysiert, die die Asyl- und subsidiär Schutzberechtigten in den ersten zwei Jahren in Bezug auf Maßnahmen zur Integrationsförderung in die Gesellschaft, fokussiert auf Deutscherwerb, (Aus-) Bildung, Arbeitsmarktzugang, Beratung und Betreuung sowie den Aufbau sozialer Kontakte sammelten, um Handlungsempfehlungen für diese Bereiche auszuarbeiten. Ebenso interessierte ein Vergleich der Lebensweisen und Eingliederungsstrategien der betroffenen Personen vor ihren soziokulturellen Hintergründen. Es lässt sich feststellen, dass viele Integrationsmaßnahmen zielführender wären, wenn eine Differenzierung der Flüchtlinge nach identifizierten Integrationstypen bzw. -muster erfolgen und Begegnungsräume für einen Kulturaustausch mit Einheimischen geschaffen würden.
In 2015, Austria opened its borders, took in refugees and thus set a humanitarian example. The “TRANS_SPACE” research group (Carinthia University of Applied Sciences) analyzed the initial experiences of long-term refugees in Austria. The research reviewed the experiences of those entitled to asylum and subsidiary protection in the first two years, this in relation to measures to promote their integration into society, with a focus on German language, education, access to the labor market, advice and support as well as the development of social contacts, so to develop recommendations for action in these areas. Furthermore, the lifestyles and integration strategies of the people concerned were compared against their various socio-cultural backgrounds. We found that several of the existing integration measures would be more effective, if a differentiation of the refugees, based on the integration types/ patterns that were identified in the research process, would be taken into account. Additionally, there should be a space, enabling refugees to gradually integrate and mutually exchange cultural experiences with locals.