Die Jugendbewegung Fridays for Future ist gegenwärtig eine der mobilisierungsstärksten globalen Bewegungen und hat sich mit ihrer Forderung nach der Einhaltung des Pariser Klimaschutz-Abkommens als neuer Akteur in der Umweltbewegung etabliert. Zugleich hat FFF die Wahrnehmung einer hedonistischen, konsumorientierten und unpolitischen Jugend verändert. Die FFF-Bewegung hat es nicht nur vermocht, dieses Bild der Jugend infrage zu stellen, sondern fordert eine Klimapolitik ein, welche die Zukunft der Jugendlichen nachhaltig sichert. Wir argumentieren in diesem Beitrag, dass FFF nicht nur als eine politische Druckbewegung zu verstehen ist, vielmehr stößt die Bewegung durch eine ökologisch-nachhaltige Alltagspraxis Transformationsprozesse an, Wir zeigen die Alltags- und Konsumpraxis der FFF auf der Basis von quantitativen Protestbefragungen und qualitativen Interviews auf und argumentieren, dass die sozio-ökonomische Verortung der Aktivist*innen, deren Bildungsprozesse und das Verhältnis zu ihren Eltern wesentliche und charakteristische Aspekte der FFF darstellen, um die politische Druckbewegung und die Ausprägung eines ökologisch-nachhaltigen Lebensstils zu verstehen.
The youth movement Fridays for Future (FFF) represents currently one of the global movements mobilizing worldwide. With their demand for compliance with the Paris Agreement, FFF established itself as a new actor among enviromental movements. At the same time, FFF changed the perception of a hedonistic, consumption-oriented and apolitical youth. The FFF movement has not only succeeded in questioning the image of youth. It also calls for a climate policy that sustainably secures the future of young people. In this article, we argue that FFF is not only a political pressure movement. Rather, the movement initiates transformation processes through an ecologically sustainable everyday practice. Also, we illustrate the everyday practices and consumptions practices of FFF on the basis of quantitative protest surveys and qualitative interviews and argue that the socio-economic location of the activists, their educational processes and the relationship to their parents are essential and characteristic aspects of FFF to understand the political pressure movements and for the shaping of this ecologically-sustainable lifestyle.
Jugendliche erleben in digitalen Medien häufig Online-Hass und andere negative Inhalte. Gegenmaßnahmen, wie gezieltes Löschen, Blockieren oder Sperren von User-Accounts, haben sich bisher als wenig effektiv erwiesen. Vielversprechender ist hingegen die Mobilisierung jugendlicher Internetnutzer*innen zu spontaner, zivilcouragierter und öffentlich sichtbarer Gegenrede, d. h. Counter Speech. Allerdings wird Counter Speech von Jugendlichen kaum praktiziert, Online-Übergriffe werden in der Regel ignoriert. Um Counter Spreech unter Jugendlichen zu fördern, fehlt es an Erkenntnissen darüber, wie Jugendliche darin unterstützt werden können, Counter Speech attraktiv und erfolgreich zu gestalten. Wir präsentieren Erkenntnisse aus einer partizipativen digitalen Aktionsforschung, wo gemeinsam mit 31 Jugendlichen (14 bis 22 Jahre) Gestaltungskompetenzen ausgelotet und Counter-Speech-Möglichkeiten entwickelt wurden. Die Ergebnisse zeigen deutliche bildungspolitische Differenzen in den favorisierten Counter-Speech-Strategien, in den Optimierungspotenzialen sowie in der kreativen Nutzung medialer Möglichkeiten. Gleichzeitig erzeugen kontextspezifische Besonderheiten und plattformspezifische Gegebenheiten Einschränkungen in der Praktizierbarkeit. Jugendlichen fehlt es an Wissen darüber, was Counter Speech ist und was sie bewirkt, sowie an praktischer Übung.
Young people experience frequently online hate and other negative content in digital media. Targeted deletion, blocking or suspension of user accounts have so far proven to be ineffective. A promising approach is the mobilization of young internet users to counteract in a spontaneous, morally courageous, and publicly visible way. However, counter speech is rarely practiced by young people, and online attacks are generally ignored. Lack of knowledge, on how to support young people in shaping counter speech in an attractive and successful way, hinders the promotion of counter speech among young people. We present findings from participatory digital action research that explored counter speech skills and developed options together with young people (age 14 to 22 years). The results point towards clear education-specific differences in young people’s preferred counter speech strategies, their potential for optimization, and their creative use of media options. At the same time, context-specific pecularities and platform-specific circumstances generate limitations in the practicability of counter speech. Overall, young people lack knowledge about the nature and effects of counter speech, as well as an appropriate practice.
Im Sommersemester 2019 setzten Masterstudierende der Sozialen Arbeit an der Fachhochschule Vorarlberg ein Forschungsprojekt zu politischen Anliegen junger Menschen (15 bis 22 Jahre) aus Dornbirn um. Erkundet wurden u. a. jugendpolitische Agenden und Ziele gemäß EU-Kriterien, Bewertungen der Dornbirner Jugendpolitik sowie demokratiespezifische Aspekte. Beschreibende Analysen verdeutlichen einen wesentlichen Bedarf in den Bereichen (Aus-)Bildung, Arbeit und Wohnen. Vergleichende Analysen veranschaulichen u. a., dass politisches Engagement eng zusammenhängt mit allgemeinem Politikinteresse, der Häufigkeit politischer Gesprächsführung, der Zufriedenheit mit medialen Informationsangeboten des Vereins „jugendornbin“ und einer politischen Haltung als „eher nicht recht“. Weiters konnten geschlechts- und sprachspezifische Unterschiede kenntlich gemacht werden. Künftigen jugendpolitischen Ansätzen Dornbirns ist zu empfehlen, Demokratie fördernde und Biografie stärkende Maßnahmen in Schule, Weiterbildung und Freizeit zu intensivieren, ohne jugendliche Subgruppen zu diskriminieren, die sich in entsprechenden Ressourcen und Haltungen voneinander unterscheiden.
In the 2019 summer semester, master’s students in social work at the Vorarlberg University of Applied Sciences carried out a research project about the political concerns of young people (15 to 22 years old) from Dornbirn city. Among other things, explored were youth policy interests and goals according to EU criteria, also assessments of Dornbirn’s youth policy, as well as aspects specific to democracy. Descriptive analyses illustrate a significant need in the areas of training and education, work and housing. Comparative analyses show, among other things, that political commitment is closely related to general interest in politics, the frequency of political discussions, satisfaction with media information offered by the „jugendornbirn“ association, and a political attitude as „rather not right-wing“. Furthermore, gender and language-specific differences could be identified. It is recommended for further youth policy approaches in Dornbirn to intensify democracy-promoting and career-enhancing measures in school, as well as further education and leisure time, and this without discriminating young sub-groups that differ in terms of resources and attitudes.
Demokratiebildung ist ein zentraler Auftrag an die Schulen und wird lerntheoretisch als Vermittlung von zentralen demokratischen Prinzipien durch Partizipation verstanden. Die eigene Erfahrung einer Beteiligung ermöglicht es Jugendlichen, durch die unmittelbare praktische Auseinandersetzung Demokratiekompetenzen zu erwerben. Dennoch befassen sich wissenschaftliche Studien entweder mit dem Aspekt des Demokratie-Lernens oder mit der Partizipation von Jugendlichen an Schulen. Der vorliegende Beitrag untersucht das Zusammenwirken beider Aspekte. Die Ergebnisse zeigen, dass der Auftrag der Demokratiebildung in den Schulen als Demokratie-Lernen großteils wahrgenommen wird, während Partizipation in geringerem Ausmaß umgesetzt wird. Auch bedingt Demokratie-Lernen nicht automatisch Partizipation und vice versa. Dies zeigen auch Analysen von Einflussfaktoren auf Ebene der Jugendlichen und der Lehrpersonen. Aus diesem Grund bedarf es an österreichischen Schulen weiterer Anstrengungen, um Demokratiebildung durch gelebte Partizipation in die Praxis umzusetzen.
Democracy education is a central task for schools and is understood in learning theory as teaching the central democratic principles through participation. Moreover, the personal experience of participation enables young people to acquire democratic competences through a direct practical involvement. Nevertheless, scientific studies deal either with the aspect of democratic learning or the participation of students. Therefore, the article examines both aspects and their interactions. The results show that the mission of democratic education in schools is perceived mainly as democracy learning, while participation is implemented to a lesser extent. Also, learning a democracy does not automatically imply participation and vice versa. This additionally is being shown by analyses of influencing factors at the level of young people and teachers. Austrian schools must therefore increase their efforts to put democracy education into practice through the sucessful implementation of participation.
Wie hat sich die COVID-19-Pandemie auf die Zukunftserwartungen junger Österreicher*innen ausgewirkt? Die Daten des Sozialen Survey Österreich 2021 zeigen, dass der Zukunftsoptimismus der Österreicher*innen insgesamt zwar zurückging, junge Personen aber optimistischer als die Gesamtgesellschaft in die Zukunft blicken. Insbesondere junge Erwachsene zwischen 25 und 29 zeigten im Frühsommer 2021 besonders häufig Optimismus. Ihre Werte lagen sogar über Messungen im Jahr 2018. Neben dem grundlegenden Faktor der Bildung, die zu Zukunftsoptimismus führt, konnten in Anlehnung an Heitmeyers Theorie der Sozialintegration folgende positiv wirkende Aspekte identifiziert werden: Junge Erwachsene, die im Frühsommer keiner Erwerbsarbeit nachgingen oder in Ausbildung waren, nahmen eher an, dass die Zukunft besser werden muss, und innerhalb der jungen Bevölkerung bis 29 Jahre waren jene zukunftsoptimistischer, die Auswirkungen von Politik auf ihr Leben anerkannten oder sich zumindest dafür interessierten.
How did the COVID-19 pandemic affect young Austrians‘ expectations of their future? The data of the Social Survey Austria 2021 indicate that although the optimism of Austrians for the future has declined overall, young people are more optimistic about the future than society as a whole. In particular, young adults between 25 and 29 showed an increased optimism in early summer 2021 when being compared with 2018. Next to the fact that higher levels of education led to optimism for the future, the following aspects determining future optimism could be identified via Heitmeyer’s theory of social integration: Young adults, who were not in employment or in education in early summer 2021, were more likely to believe that there is a necessity for the future to become actually better, and among the young population up to 29 years, those, who witnessed the effects of politics on their lives or were interested in these, were to be more optimistic about the future.