Die Stadt als umkämpftes Terrain liegt zwischen Prozessen der Neoliberalisierung, welche die Logik von Stadtplanungsprozessen immer tiefer durchdringen, und den Forderungen der dort lebenden Bevölkerung, welche sich auf die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse beziehen. Ziel des Artikels ist es, das Spannungsverhältnis zu skizzieren, dem die Stadt ausgesetzt ist. Dabei wird der Forschungsfrage nachgegangen, wie dieses Verhältnis aussieht und für welche inhaltlichen Anliegen und Forderungen städtische Protestbewegungen eintreten. Städtische Protestbewegungen entstehen in Reaktion auf die Veränderung der Stadt hin zur „unternehmerischen Stadt“ (David Harvey) und setzen sich für die Erfüllung menschlicher Bedürfnisse in der Stadt ein, wie leistbaren Wohnraum oder den Zugang zu städtischen Ressourcen.
The city as a contested terrain lies between processes of neoliberalisation, which increasingly permeate the logic of urban planning processes, and the demands of the population living there, which relate to the fulfillment of human needs. The aim of this article is to outline the tense relationship to which the city is exposed, exploring the research question how this relationship appears and what content related concerns and demands urban protest movements advocate. Urban protest movements emerge in response to the transformation of the city into „urban entrepreneurialism“ (David Harvey) and campaign for the fulfillment of human needs in the city, such as affordable housing or access to urban resources.
Ausgehend von einer globalen Perspektive wird das Thema Stadtkonzept im Allgemeinen und danach im Besonderen über die adjektivischen Beschreibungen „smart“ und „resilient“ erörtert. Dabei wird herausgearbeitet, dass stadtkonzeptionelle Ansätze, wie z. B. smart und resilient, zu kurz greifen und einem nicht tragfähigen Gesellschaftsmodell Vorschub leisten. Demgegenüber wird die Stadt mit der Agora als dem zentralen Ort des kommunikativen Miteinanders und Nebeneinanders von Bürgern und Bürgerinnen gestellt. Als Wiege der Demokratie trägt die Stadt dazu bei, dass die Gesellschaft soziales Vertrauen aufbauen kann, wodurch Krisen besser durchgehalten werden können und die Widerstandsfähigkeit gestärkt wird. Eine Stadt ist nur dann resilient oder smart, wenn sie demokratisch ist.
Departing from a global perspecitve, the topic of urban concepts is discussed specifically with reference to the adjectival descriptions „smart“ and „resilent“. It is argued that urban plannng approaches, such as categorizing cities as „smart“ oder „reslient“, fall short and simultaneously promote a non-sustainable societal model. In contrast, the city with the metaphorical agora as the central place of communicative interaction and coexistence of citizens is placed in the foreground. As the cradle of democracy , the city contributes to the establishment of social trust in society, which in turn facilitates the management of crises and strengthens resilience. A city can only be considered resilient or smart if it is also democratic.
Das Erbringen freiwilliger, unbezahlter und gemeinwohlorientierter Tätigkeiten von Bürger*innen vor Ort gilt zunehmend als wichtig. Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern soziale Aktivitäten durch Bürger*innen aufgenommen werden und inwieweit sie sich als zivilgesellschaftliche Verantwortungsübernahme beschreiben lassen. Datengrundlage des an der Grounded-Theory-Methodologie orientierten Vorgehens sind 21 leitfadengestützte Interviews mit engagierten Bürger*innen in ländlichen wie städtisch geprägten Orten in Deutschland. Mit einer Perspektive auf individuelle Anlässe wird deutlich, dass sowohl Eingebundenheiten in Gruppen als auch konkrete Bedürfnisse für die Ausübung eines Engagements ausschlaggebend sind. Aus einer übergeordneten Perspektive auf Tätigkeiten lässt sich das Engagement als Verantwortungsübernahme durch Bürger*innen nachvollziehen. Anhand empirischer Beispiele werden sowohl Strategien und Handlungspfade anschaulich, die durch ihre Prozesshaftigkeit, das Nutzen von Synergien und durch ihre Nachhaltigkeit gekennzeichnet sind, als auch interventionistische Ansätze, die sich durch ihre Unmittelbarkeit und ihren direkten Nutzen für bestimmte Gruppen auszeichnen. Daran anschließend werden vier Formen zivilgesellschaftlicher Verantwortungsübernahme beschrieben. Die Ergebnisse ermöglichen Anknüpfungspunkte sowohl für wissenschaftliche Diskurse als auch im Sinne von praktischen Implikationen.
Local citizens providing voluntary, unpaid, and public welfare-oriented activities are recognized as increasingly important. This article examines in what way citizens take up social activities and the extent to which these activities can be described as civic responsibility. Using a grounded theory methodology approach, 21 guided interviews with volunteering citizens in rural and urban areas of Gemany were analyzed. From a perspective on individual inducements, it becomes evident that both involvement in groups and particular needs are decisive for exercising an engagement. From an overarching perspective on activities, engagement can be understood as citizens‘ assumption of responsibility. Empirical examples are used to illustrate strategies and their sustainability, as well as interventionist approaches that are characterized by their immediacy and their direct benefits for specific groups. Subsequently, four ways of assuming responsibility within civil society are described. The results provide starting points for academic discourse and practical implications.
Urbane Assoziationen, wie Kreativität, Progressivität und Innovationsfähigkeit, gelten als positive Paradigmen in einer von Markt und Staat durchdrungenen Gesellschaft. Ihr Geltungsanspruch soll sich daher auch auf die rurale Bevölkerung ausdehnen. Ein solcher Urban-Centric-View leugnet jedoch weitgehend eigenständige und ebenfalls erfolgreiche Entwicklungspfade ländlicher Regionen. Für eine transformative Praxis in Richtung ortsbezogener sozial-ökologischer Nachhaltigkeit weitet sich der kritische Blick auf weitere marktliberale Leitbilder wie Zentralisierung, Territorialisierung und Kommodifizierung. Ansätze selbstorganisierter, auf lokal-sozialen Netzwerken beruhender Gemeinschaften, die über Gemeineigentum kollektive Erträge generieren, bilden hierbei einen wachsenden Gegenpol zu den marktliberalen Paradigmen. Mit Beispielen aus Schweden, Kanada und Australien werden diese Commons-Potenziale empirisch beleuchtet.
Urban imaginations such as creativity, progress and innovation are perceived as positive paradigms in a market-driven and state-intervening society. Thus, these imaginations shall expand to rural societies as well. However, such an urban-centric view denies, by and large, independent and sucessful economic and social trajecories of rural regions. In order to achieve a transformative practice towards local social-ecological sustainability, critical interventions to liberal paradigms like centralization, territorializiation and commodification are necessary. Approaches of self-organized, local-social network communities that generate revenues by common property represent a growing counterforce against prevailing market societies. Examples from Sweden, Canada and Australia illustrate those commons approaches empirically.
Der Artikel geht der Frage nach, ob sich die verschiedenen Generationen am Land und in der Stadt hinsichtlich ihrer Einstellungen zur Umwelt- und Klimakrise unterscheiden. Als Datengrundlage dient das International Social Survey Programme (ISSP), in dem 2020 eine Schwerpunkterhebung zum Thema Umwelt in Österreich durchgeführt wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass städtische wie ländliche Bevölkerung in gleichem Maße die Klimakrise als Gefahr sehen. Teilweise zeigt sich, dass man am Land stärker bereit ist, Abstriche in Kauf zu nehmen und auch die eigene Verantwortung höher bewertet. Gleichzeitig hat man aber größeres Vertrauen in Wissenschaft und Wirtschaft, um die Klimakrise zu bewältigen. Die Jugend am Land ist deutlich stärker für Umwelt- und Klimafragen sensibilisiert als die Gleichaltrigen in der Großstadt.
The article explores the question of whether the different generations in rural and urban areas differ in terms of their attitudes towards the environmental and climate crisis. The International Social Survey Programme (ISSP), which conducted a focus survey on the environment in Austria in 2020, serves as the data basis. The results show that both urban and rural populations see the climate crisis as a threat to the same extent. In some cases, it can be seen that people in rural areas are more willing to accept compromises and also rate their own responsiblity higher. At the same time, however, there is greater trust in science and business, in order to overcome the climate crisis. Young people in rural areas are much more sensitised to environmental and climate issues than their peers in big cities.